Die zweite Akte, die mir durch das Bundesarchiv zugesandt wurde, umfasst fast 60 Seiten, ein unglaublicher Dokumenten-Schatz!
Es handelt sich um einen umfangreichen Vorgang zu einem sog. Verlobungs- und Heiratsgesuch beim Rasse- und Siedlungshauptamt der SS.
Ich werde die Akte natürlich in allen Einzelheiten auseinander nehmen und die Ereignisse so gut mir möglich schildern, einordnen und besprechen. Das wird eine Weile dauern. Nicht nur ist die Akte wirklich umfangreich, es gibt vor allem viele unterschiedliche Formulare, eine große Anzahl an Handschriften und handelnden Personen.
Um den Spannungsrahmen also nicht unnötig hoch zu halten, vorneweg eine Zusammenfassung der Ereignisse, wie sie sich in der Korrespondenz abbilden. Interpretationen und ergänzende Hinweise folgen dann nach und nach.
Am 22. August 1935 schreibt Ernst Maier an das Rassen u Siedlungsamt (sic!) in Berlin:
SS U-Scharführer Maier bittet das Rassen und Siedlungsamt, für die zur Heirat benötigten Papiere, um Auskunft! Sowohl auch die dazu benötigten Formulare zur ärztlichen Untersuchung
Mit deutschem Gruß (Heil Hitler!)
Ernst Maier möchte heiraten und benötigt als SS-Angehöriger dazu eine Genehmigung durch die SS. Sowohl er als auch seine zukünftige Ehefrau müssen dazu u.a. ihre Abstammung nachweisen, Auskunft zu ihrem Gesundheitszustand geben und ausführliche Erklärungen zu ihrem Lebenslauf machen.
Das Verfahren zieht sich etwas hin (ehrlich gesagt nicht besonders lange, wenn man an Behördengänge 2018 denkt), zu lange für Ernst Maier, dem der zukünftige Schwiegervater im Nacken sitzt und dem als verheiratetem Zollangestellten eine Dienstwohnung in Aussicht gestellt wurde. Es müssen zusätzliche medizinische Untersuchungen nachgewiesen werden, die Drohung, keine Genehmigung zu erhalten steht im Raum.
Am 22.11.1935 erhält Ernst Maier dann die offizielle Genehmigung und heiratet am 30.11. umgehend. Und dann kämpfen er – und sein Schwiegervater – darum, ihre eingereichten Unterlagen zurück zu bekommen.
Womit ich mich befassen werde: Ahnentafeln. Privatsphäre vs. „Rassenhygiene“. Wie lange braucht die Post 1935 eigentlich? Und natürlich Timelines: Ernst Maier beginnt seinen Dienst in Grenzach im Dezember 1934 und schon 8 Monate später hat er eine schwangere Verlobte…
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