Es folgt eine ausführliche Darstellung der Diskussion zu Arbeitsdienst und Siedlung im Sommer 1932. Zwischen Mai und Oktober uferten die Publikationen zu beiden Themen aus, allerdings zunächst ohne praktische Auswirkungen. Die Zahl der weiblichen Arbeitsdienst-Vorhaben war noch verschwindend gering, in der Praxis fehlte es an Konzepten und Personen, die diese umsetzen könnten.
Finanzierungsfragen
Im Frühsommer 1932 will sich das Kultusministerium in Person Erich Wendes, zuständig für die Gestaltung und Finanzierung des Volksschulwesens, die Lehrerbildung und -besoldung, den Aufbau der Volkshochschulen, den Schulbau, das gesamte mittlere Schulwesen, für Kindergärten und Horte, in das in Pommern laufende Projekt einbringen, doch “Geld haben sie dort nicht” weiß Herman Nohl.1 Eine andere Information, die Nohl durch Gertrud Bäumer erreicht, ist da schon eher interessant und wird direkt nach Pommern weiter gegeben: Der Deutsche Frauenverein für die Ostmarken will möglicherweise Einrichtungen im Kreis Rummelsburg oder in anderen Grenzkreisen finanziell unterstützen.2
Der Deutsche Frauenverein für die Ostmarken setzt sich als erste Lobbyorganisation von Frauen als Ableger des Deutschen Ostmarkenvereins für “deutsche” Belange in den östlichen Provinzen und explizit gegen den “polnischen Einfluss” dort ein, wobei die Frauenorganisation ihren Arbeitsschwerpunkt auf Tätigkeitsfelder wie Krankenpflege und Kinderbetreuung legt.3 In der Propaganda schenkt der Verein insbesondere der angeblichen “Geburtenfreudigkeit” der polnischen Frauen viel Aufmerksamkeit und agitiert gegen Ehen zwischen Deutschen und Polinnen.4 Ein Engagement des Vereins für die Einrichtung von Kindergärten in den “sprachgemischten Bezirken des Ostens” (Zitat Nohl) steht eindeutig in dieser Handlungslinie und ist den Zeitgenoss:innen ohne Frage bewusst.
Während man sich in Pommern nach der erfolgreichen Initialisierung des Projektes mit Fragen der weiteren Finanzierung befasst, meldet sich Werner Krukenberg mit einer neuen Initiative bei Herman Nohl. Krukenbergs Arbeitsgebiet ist die Lehrerfortbildung in der Provinz, die er ganz im Sinne Nohls als eine sozial- und nationalpädagogische Aufgabe sieht. Er kündigt für Juni eine Tagung an, bei der “die Aufgaben und Ansatzmöglichkeiten ländlicher Bildungs- und Jugendhilfsarbeit zu besprechen” wären.5 Im Hintergrund dieser Aktivitäten stehen die Gilde Soziale Arbeit sowie das Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht, dessen geschäftsführender Leiter Franz Hilker gemeinsam mit Krukenberg und Aenne Sprengel die Einladung unterzeichnet.6
Die Gilde Soziale Arbeit trifft sich seit 1927 i.d.R. am Himmelfahrtswochenende zu ihrer Jahrestagung, so auch 1932: Vom 1.-5. Mai findet in Friedrichsroda in Thüringen ihre sog. Schulungswoche statt.7 Werner Krukenberg veröffentlicht im Septemberheft der Freien Volksbildung einen Tagungsbericht, aus dem die Information stammt, dass bei dem Treffen auf Schloss Reinhardsbrunn von den rund 90 Teilnehmer:innen “Gegenwartsfragen der Sozialarbeit” bearbeitet wurden:
In einem kurzen Referat und in ausführlicher, lebhafter Aussprache wurde der Freiwillige Arbeitsdienst behandelt. Die Bedeutung der Arbeitsbeschaffung als einzige wirkliche Hilfe war jedem deutlich. […] Doch wurde die Besorgnis vielfach geäußert, daß die Minimalvergütung beim freiwilligen Arbeitsdienst gefährlichen Lohndruck bedeuten könne und daß dem freiwilligen bald ein Zwangsarbeitsdienst folgen werde. Zu ihm stand man verschieden. Der Arbeitsaufgabe nach wurde er vor allem in Zusammenhang mit der Ostsiedlung gesehen.8
Denn ebenso zentral wie der Arbeitsdienst wird in Friedrichsroda das Thema Siedlung diskutiert, man sieht diese als Ausweg zum Stopp der Landflucht, wobei als geeignete Siedler:innen “junge[n] Menschen aus den Städten [nach einem] mehrjährigen Arbeitsdienst als Bewährungs- und Lehrzeit” betrachtet werden.9 Die Verbindung zwischen den beiden Themenkomplexen Arbeitsdienst und Siedlung wird von den in der Gilde Soziale Arbeit engagierten Pädagog:innen als in chronologischer Abfolge liegende Einrichtungen verstanden, das heißt zunächst Arbeitsdienst, als Heranführung an das Landleben, dann Siedlung.
Im Anschluss an diese Zusammenkunft Anfang Mai und mit diesen Eindrücken zu den Themen Arbeitsdienst und Siedlung meldet sich Werner Krukenberg also am 16. Mai 1932 bei Herman Nohl und kündigt eine Folgeveranstaltung für Mitte Juni an, bereits in vier Wochen, bei der es im Wesentlichen um einen fast deckungsgleichen Fragekomplex gehen soll. Die Tagung im Naturkundlichen Museum an der Hakenterasse in Stettin zur “Bildungs- und Erziehungsarbeit auf dem Lande” betont, dass Theorie und Praxis zusammen finden sollen:
Wir wollen nach kurzen Berichten über den gegenwärtigen Stand der Jugendhilfs- und Bildungsarbeit auf dem Lande das Gemeinsame in den verschiedenen Bemühungen herauszustellen versuchen und nach den Ansatzpunkten fragen, von denen aus diese sozial- und nationalpädagogische Arbeit z.Z. mit besonderer Aussicht auf Erfolg angefasst werden kann (z.B. Junglehrerfortbildung) oder besonders dringlich angefasst werden muss (z.B. im Siedlungsdorf).10
Dem Einladungsschreiben ist eine Liste der voraussichtlichen Teilnehmer:innen beigefügt, u.a. Irmgard Delius, Hans Fuchs aus Ostpreußen und Fritz Laack von der Deutschen Schule für Volksforschung und Erwachsenenbildung, weitere Teilnehmer:innen, die auch im Folgenden noch erwähnt werden, sind Walter Nowack, ein Schulrat aus dem pommerschen Bütow und Professor Walther Stuhlfath, ehemals mit Elisabeth Siegel und Werner Krukenberg an der Pädagogischen Akademie in Stettin.11 Auch Hildegard von Gierke nimmt, auf Einladung Krukenbergs, als Vertreterin des Fröbel-Verbandes an dem Treffen teil, das gleichzeitig als Vorbesprechung für eine im September durchzuführende Schulungswoche für Lehrer in Pommern dient – “da sich ja doch wohl praktisch in diesem Fall eine Zusammenarbeit […] ergeben würde”.12
Aus den Briefwechseln Herman Nohls mit Werner Krukenberg und Aenne Sprengel respektive kann erschlossen werden, dass bei dieser Tagung und in diesem Personenkreis am 13.06.1932 das erste Mal – zumindest in Pommern – in größerer Runde die Idee diskutiert wird, den weiblichen freiwilligen Arbeitsdienst für die Siedlungsarbeit einzusetzen. Hierauf deutet auch eine Aussage Thea Ifflands hin, die, ohne genauere Datumsangabe, die Tagung rückblickend erwähnt:
Gelegentlich eines Treffens in Stettin, die Berichterstatterin war dabei, wurde erörtert, wie weit die gesetzlichen, die organisatorischen und wirtschaftlichen Grundlagen den Einsatz weiblicher Arbeitsdienstlager in pommerschen Siedlungen erlaubten.13
Der genaue Ursprung dieser Idee kann aus den vorliegenden Dokumenten nicht eindeutig bestimmt werden, es wird jedoch deutlich dass die Überlegung – entgegen der bisher vorherrschenden Annahme – bereits auf Mitte Juni 1932 datiert werden kann.14 Man scheint den Gedanken allerdings zunächst nur diskutiert und nicht weiter verfolgt zu haben. In einem Brief vom 14. Juni, also einen Tag nach der Tagung, erwähnt Aenne Sprengel diese bspw. nur nebenbei und geht nicht weiter auf den Inhalt der Diskussion ein.15
Ohne also von diesen Überlegungen zu wissen, schreibt Herman Nohl am 16.06. unabhängig voneinander an Aenne Sprengel und Irmgard Delius bzgl. einer aus seiner Sicht neuen Idee zur Finanzierung der Siedlungs-Kindergärten. Irmgard Delius erhält die folgenden Zeilen:
Im Nachgang zu meinem Brief vom 6. Juni wegen der Geldbeschaffung für Erntekindergärten teile ich Ihnen schnell noch eine neue Möglichkeit mit, die mir heute bekannt geworden ist: Die Arbeitsämter sind berechtigt, einen freiwilligen Arbeitsdienst für erwerbslose Kindergärtnerinnen, Hortnerinnen und Jugendleiterinnen einzurichten als Erntehilfe.16
Es stellt sich die Frage, wie Nohl diese Möglichkeit bekannt wurde und durch wen. Denn dass es sich nicht um seine eigene Idee handelt, wird aus dem ersichtlich, was er parallel an Aenne Sprengel schreibt:
Inzwischen hat sich für die Einrichtung der Erntekindergärten noch eine besondere Geldquelle gezeigt: die Arbeitsämter könnten die Einrichtung von freiwilligem Arbeitsdienst für erwerbslose Kindergärtnerinnen, Hortnerinnen und Jugendleiterinnen als Erntehilfe durchführen. Dazu ist jedes Arbeitsamt von sich aus berechtigt.
Aus einem weiteren Brief vom selben Tag an Hildegard von Gierke, in dem Nohl seine Korrespondenz mit Ella Schwarz, Leiterin des Kindergärtnerinnen-Seminars des Frauenbildungsvereins in Frankfurt am Main, Ehrenvorsitzende des Fröbel-Verbandes, anspricht wird deutlich, woher er dieses plötzliche Wissen hat. Nohl schreibt:
Von Fräulein Schwarz kam heute ein ausführlicher Brief […] wo mir die Geldquelle der Arbeitsämter sehr einleuchtet.17
Was hat es damit auf sich? Ein Blick in den Briefwechsel mit Ella Schwarz verdeutlicht den Ursprung der Idee.18 Ella Schwarz schreibt am 14. Juni 1932 an Nohl und fügt diesem Brief ein tatsächlich sehr ausführliches Schreiben in Kopie bei, das sie am selben Tag an Lili Droescher – neben Hildegard von Gierke die zweite Leiterin des Pestalozzi-Fröbel-Hauses in Berlin und erste Vorsitzende des Fröbel-Verbandes – schickt.19 Aus diesem Schreiben an Lili Droescher wiederum – es ist vielmehr ein Bericht als ein Brief – erfährt man, dass Ella Schwarz in enger Abstimmung mit Wilhelm Polligkeit, Geschäftsführer des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge, einem Interessenverband im Bereich der Fürsorgegesetzgebung, sowie Leiter des Instituts für Gemeinwohl in Frankfurt am Main, steht.20 Worüber, das wird erst bei intensiver Lektüre deutlich, offenbar haben sich die beiden zu der Frage der Einrichtung von Kindergärten in den ländlichen Gebieten etwas überlegt:
Um schon in diesem Jahr, mit der Arbeit beginnen zu können, ist unseres Erachtens die erste Notwendigkeit, dass der Verband umgehend eine Eingabe an die Reichsanstalt des Arbeitsamtes in Berlin macht und darum bittet, dass Frau Dir. Ehlert einen Runderlass an alle Arbeitsämter im Reich gibt, indem sie die Einrichtung von freiwilligen Arbeitsdiensten für erwerbslose Kindergärtnerinnen, Hortnerinnen und Jugendleiterinnen als “Erntehilfe” empfiehlt. Ich weiss, dass jedes Arbeitsamt von sich aus dazu schon berechtigt ist. Wir erhoffen aber davon viel stärkere Anteilnahme und Bereitwilligkeit von den einzelnen Arbeitsämtern, wenn der Runderlass von der Zentralstelle kommt. Es wäre sehr zu wünschen, dass in dem Erlass etwas darüber gesagt würde, dass der Deutsche Fröbelverband an der Organisation solcher Fürsorgeeinrichtungen für Kinder in irgendeiner Form mitbeteiligt sein muss. Auf diese Weise würden wir u.E. am schnellsten in die Arbeit hineinkommen.21
Soweit ermittelbar, ist es zu einem solchen Erlass nicht gekommen. Die Notwendigkeit hierfür scheint seitens der Reichsanstalt – so der Fröbel-Verband denn tatsächlich einen solchen erbeten hat – nicht gesehen worden zu sein, denn wie Ella Schwarz schreibt, bestand die Möglichkeit eines Arbeitsdienstes, wie sie ihn skizziert ja bereits, wenn diese auch nicht besonders publik gemacht wurde. Oder es ist zeitlich nicht mehr zu einem entsprechenden Runderlass gekommen, weil sich die Entwicklungen hinsichtlich des (weiblichen) Arbeitsdienstes in den kommenden Wochen und Monaten so sehr beschleunigten, worauf im Folgenden weiter eingegangen wird. Ella Schwarz jedenfalls fährt fort:
Herr Dr. Polligkeit möchte, dass das Arbeitsamt vielleicht sogar die Reisekosten für die zur Betreuung solcher Kindergärten oder Kinderstuben ausser den 2.- RM pro Tag bis zu 20 Wochen dem Träger des Dienstes geben würde.22
Aus diesem Satz, der unzweifelhaft als eine Idee präsentiert wird, die es zunächst bei der zuständigen Stelle zu platzieren gilt, macht Nohl in fast schon typischer Manier eine Tatsache, er erklärt gegenüber Aenne Sprengel:
Unter Umständen würde das Arbeitsamt sogar die Reisekosten für die Kindergärtnerinnen bereitstellen, ausserdem 2 RM pro Tag bis zu 20 Wochen. Das Geld des Arbeitsamtes geht an den Träger des Dienstes. Sobald Sie also Dienstträger haben und auch die einzustellenden Erziehungskräfte, könnte man sofort an das Arbeitsamt herantreten.23
Und an Irmgard Delius schreibt Nohl: “Die Kindergärtnerinnen bekämen dann ausser den 2 RM pro Tag bis zu 20 Wochen unter Umständen auch noch die Reisekosten ersetzt.”24
Ella Schwarz geht dann noch auf mögliche Umsetzungsschwierigkeiten dieser neuen Idee (es geht ihr lediglich darum, Kindergärten einzurichten) ein:
Dr. Polligkeit hat mir auch schon eine Reihe von Adressen für die Orientierung in Pommern, der Grenzmark und Ostpreussen gegeben und ist bereit, uns noch mehr zur Orientierung zur Verfügung zu stellen. Er warnt sehr davor, ohne diese Orientierung irgendwelche Pläne für die weitere Arbeit zu machen, da bei den ziemlich verwickelten Verhältnissen besonders in Pommern ein Eingreifen zum vielem [sic!] Misserfolg unserer Absichten führen würden.25
Diesen Ansatz scheint Herman Nohl komplett zu ignorieren, er ist schließlich in Pommern mitten drin statt nur dabei, er benötigt also keine Adressen von Wilhelm Polligkeit. Die Überlegung Margarethe Ehlert anzusprechen vereinnahmt er unterdessen:
Wir wollen vom Fröbel-Verband eine Eingabe an die Reichsanstalt des Arbeitsamtes machen, dass in diesem Sinne einen Runderlass an alle Arbeitsämter im Reich gibt, die Bereitwilligkeit der einzelnen Arbeitsämter zu stärken. Aber wie gesagt, jedes Arbeitsamt ist auch jetzt schon dazu berechtigt.26
Herman Nohl antwortet Ella Schwarz am gleichen Tag an dem er auch nach Pommern schreibt, am 16. Juni, er bedankt sich für ihre Hinweise und teilt ihr mit:
Besonders wertvoll scheint mir die Anregung Prof. Polligkeits zu sein, die Arbeitsämter für die Erntekindergärten zu benutzen. Ich habe diese Anregung sofort zunächst nach Pommern weitergegeben, wo sie gerne Erntekindergärten einrichten möchten, aber kein Geld dafür haben.27
Aenne Sprengel reagiert auf Nohls Brief und berichtet ihm am 20. Juni – endlich will man sagen – dass der “Gedanke des freiwilligen Arbeitsdienstes für Kindergärtnerinnen, Wohlfahrtspflegerinnen und landw. Lehrerinnen […] auch neulich bei unserer großen Sitzung unter Leitung von Herrn Professor Krukenberg erörtert [wurde]. Es soll in diesen Tagen mit dem Dezernenten des Landesarbeitsamtes, der mir auch persönlich bekannt und sehr interessiert ist, verhandelt werden.”28
Weder Nohl noch Aenne Sprengel, das wird deutlich, beanspruchen die Idee, weibliche Arbeitsdienstwillige in den Siedlungen einzusetzen, als die ihre, sondern verweisen im Juni 1932 jeweils auf einen Kontext, in dem der Gedanke aufgekommen sei.29 Und, ganz wichtig, es handelt sich dabei zunächst nicht um eine Lösung, die aus inhaltlichen Gründen passend scheint, sondern darum, dass über die für den Arbeitsdienst verfügbaren Mittel eine Lösung für die ungeklärte weitere Finanzierung des Projekts Siedlerinnenhilfe gefunden scheint.
Der weibliche Arbeitsdienst ca. Sommer 1932
Wie der Einsatz des weiblichen Arbeitsdienstes im ersten Jahr seines Bestehens aussah, kann einem Artikel aus dem Reichsarbeitsblatt vom November 1932 entnommen werden. Darin schildert die Autorin, die als Ansprechpartnerin für das Anliegen des Fröbel-Verbandes genannte Margarete Ehlert, Direktorin in der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung, Leiterin der Abteilung Arbeitsvermittlung und Berufsberatung, die Aufgaben, die den weiblichen Arbeitswilligen in der Regel zugewiesen werden:
Verhältnismäßig häufig übernimmt eine weibliche Dienstgruppe für mehrere benachbarte geschlossene männliche Arbeitslager, in einer eigenen Werkstatt außerhalb der Lager, aber doch in ihrer Nähe, die Wäsche- und Kleiderpflege. Vereinzelt führt auch eine festgefügte Gruppe die gesamte Hauswirtschaft in einem geschlossenen männlichen Lager, in der Regel aber nur dann, wenn die Mädchen der gleichen Gesinnungsgemeinschaft wie die jungen Männer angehören, die beide schützt und bindet. Ein Küchendienst der Mädchen für mehrere offene Arbeitslager einer Gegend hat sich besonders eingeführt, seitdem für diese Arbeitsform die Gewährung von mindestens einer warmen Mahlzeit während des Dienstes vorgeschrieben worden ist. – Sodann übernimmt der Freiwillige Arbeitsdienst der Mädchen praktische Arbeit für hilfsbedürftige Personenkreise im engeren Sinne. […] Dienstwillige Gruppen sichten für die “Winterhilfe” gesammelte gebrauchte Gegenstände des täglichen Bedarfs; sie reinigen, flicken und ändern Kleidung und Wäsche, sie frischen alten Hausrat auf, erneuern und ergänzen Spielsachen und Bücher für die Weihnachtsbescherung. Sie reinigen für arme, arbeitsunfähige Familienmütter deren Wäsche und bringen sie gebrauchsfertig zurück. Sie übernehmen für die Wohlfahrtspflege in vernachlässigten Haushalten von Kranken oder von armen kinderreichen Familien den gründlichen Hausputz, die Wäsche und Instandsetzung nach geregeltem Arbeitsplan und unter Aufsicht. – Schließlich haben auch einzelne Gruppen von Mädchen die Aufnahme von Bodenarbeit nicht gescheut. Ungenutztes Bauland in der Stadt oder am Stadtrand wird durch ihre Arbeit in Kleingartenland, Laubengang, Schulgärten umgewandelt. Gärtnerisch nicht genutztes Land wird für den Gartenbau kultiviert und ertragsfähig gemacht; je nach Boden, Lage und Jahreszeit werden die verschiedensten Gemüse- und Obstsorten angebaut; die Ernte wird dann für Massen- und Schulspeisungen wie für hilfsbedürftige Familien zur Verfügung gestellt.30
Tatsächlich besteht seit Einführung des freiwilligen Arbeitsdienstes im Jahr zuvor eine große Diskrepanz zwischen sowohl der Anzahl an Teilnehmern und der Anzahl an Teilnehmerinnen an Maßnahmen als auch zur publizistischen und politischen Auseinandersetzung mit Inhalten und Zielen dieser Maßnahmen.31 Weibliche Arbeitslosigkeit gilt generell als gesellschaftlich kleineres Problem, da angenommen wird, dass junge Frauen im Zweifel von ihren Familien unterstützt werden bzw. Aufgaben in ihren Familien finden, weil sich in ihrem Tätigkeitsfeld, sprich bei der Sorgearbeit schließlich immer Aufgaben finden. Die Diskussion zum weiblichen Arbeitsdienst fokussiert historisch weniger auf die Unterbringung arbeitsloser Mädchen und Frauen, als vielmehr auf die Frage nach einer verpflichtenden Institution – sei es im Sinne eines dem Wehrdienst ähnlichen Dienst “fürs Vaterland”, sei es als Ausbildungsmaßnahme für die Aufgabe als “Frau und Mutter”.32
In ganz Pommern, mit einer Bevölkerung von etwa 2,3 Millionen Einwohner:innen, bestehen zu diesem Zeitpunkt nur eine Handvoll Einrichtungen des weiblichen Arbeitsdienstes.33 Die ersten beiden Maßnahmen werden unter der Leitung der Sozialen Frauenschule Stettin im November 1931 in der Jugendherberge in Binow und in einem Fabrikgebäude in Stettin eröffnet, in beiden Einrichtungen wird, wie im Bericht Margarete Ehlerts geschildert, Wäsche von Männerlagern des Arbeitsdienstes gewaschen und repariert.34 Über das dritte Arbeitsdienstvorhaben aus dem Sommer und Herbst 1932 konnten keine Angaben gefunden werden.
Besonders einflussreich für die weitere Entwicklung des weiblichen Arbeitsdienstes in den Siedlungen Pommerns wird die vierte Maßnahme, ein in der Jugendherberge in Falkenwalde bei Stettin im Frühjahr 1932 eingerichtetes Lager mit 14 jungen Frauen.35 Dieses Lager – von der Evangelisch-sozialen Schule in Spandau ins Leben gerufen – wird seit April 1932 von Elisabeth Eckert, einer Pfarrerstochter aus dem Tiefsten Pommern, die gerade ihr Examen als Fürsorgerin an der Sozialen Frauenschule Berlin abgelegt hat, geleitet.36
Elisabeth Eckert
Elisabeth Eckert gilt sowohl zeitgenössisch als auch in der späteren Forschung zum weiblichen Arbeitsdienst als diejenige, die den Anstoß dazu gab, die pommerschen Arbeitsdienstlager in der Siedlerinnenhilfe einzubinden.37 Dass diese Darstellung, auf die im Detail im folgenden Kapitel eingegangen wird, zu kurz kommt, wird bereits aus dem bisher Geschilderten deutlich.
Bevor allerdings die weitere Entwicklung ab Sommer 1932 betrachtet wird, soll an dieser Stelle zunächst einmal Elisabeth Eckert kurz vorgestellt werden, wer war sie und weshalb spielt sie so eine entscheidende Rolle? Elisabeth Eckert war, fraglos, eine der wichtigsten Figuren sowohl in der Etablierung als auch beim Ausbau des weiblichen Arbeitsdienstes in Pommern bis 1945. Sie hatte seit dessen Anfangstagen – mit unterschiedlichen Bezeichnungen – kontinuierlich die höchste Position innerhalb der Organisation in Pommern inne und prägte die Institution entscheidend. Nach 1945 gelang es Elisabeth Eckert in Westdeutschland neu Fuß zu fassen, sie war bis zur Pensionierung 1968 im Deutschen Roten Kreuz, seit 1952 in dessen Generalsekretariat in Bonn tätig.
Elisabeth Eckert widmete sich in den 1970er Jahren der Aufarbeitung der Geschichte des weiblichen Arbeitsdienstes in Pommern, sie führte Befragungen unter Ehemaligen durch und war die treibende Kraft hinter dem hier als wichtige Quelle heran gezogenen Band Mein Herz war in Pommern (1980), dessen Veröffentlichung (sie starb 1979) sie nicht mehr erlebte. Elisabeth Eckert verfügte über ein umfangreiches Privatarchiv mit Dokumenten zum weiblichen Arbeitsdienst, auf das Dagmar Morgan bei der Erstellung ihrer Dissertation Zugriff erhielt. Über den Verbleib dieses Archivs konnte trotz intensiver Recherche nichts in Erfahrung gebracht werden.
Es liegen mehrere biographische Skizzen vor, die Elisabeth Eckert selbst, bzw. die vermutlich von ihr beeinflusst verfasst wurden. Sie selbst beginnt eine Darstellung mit dem Titel Von den Anfängen des weiblichen Arbeitsdienstes in Pommern mit einem Rückblick auf die eigene Biographie:
In einem weltoffenen Landpfarrhaus aufgewachsen und rege in der bündischen Jugend tätig, war in mir der leidenschaftliche Wille gewachsen, für die Jugend und mit der Jugend zu arbeiten. Die nötigen Kenntnisse dafür wollte ich mir in der Berufsausbildung als Jugendfürsorgerin erwerben; dabei stand das Interesse an der Jugendpflege im Vordergrund. Mir war klar, daß ich nicht dazu geschaffen war, “Schäden zu heilen”. Die damalige Zeit verlangte so dringend danach “Schäden zu verhüten”, daß ich während der Fürsorgerinnenausbildung – nach meinem Berufswunsch gefragt – spontan die Antwort gab: “Mit gesunder Jugend auf dem Lande arbeiten.”38
Bevor sie auf ihre spätere Tätigkeit eingeht, schildert Elisabeth Eckerts zunächst ausführlich und dramatisch ihre eigene Motivation und ihren Weg zunächst zur Evangelisch-Sozialen Schule in Spandau, dann in das bereits erwähnte Lager in Falkenwalde. Sie legt offenbar großen Wert darauf, zu zeigen, dass ihr Engagement im Arbeitsdienst aus einer eigenen intrinsischen Motivation entstand, die von Dritten zum damaligen Zeitpunkt wohlwollend als Idealismus abgetan wurde.
Tatsächlich muss die Motivation Elisabeth Eckerts hinterfragt werden und hierfür ist ein Blick auf das “weltoffene Landpfarrhaus”, das “geistig äußerst rege Elternhaus auf dem Lande”39 bzw. das “liberale und weltoffene Elternhaus”40 notwendig. Elisabeth Eckerts Vater, Alfred Eckert (1864-1935), war zunächst Rektor in der Kreisstadt Pyritz, bevor er die Stelle als Pfarrer in dem Ort Strohsdorf, außerhalb Pyritz gelegen, etwa 40 Kilometer südöstlich von Stettin, übernahm.41 Alfred Eckert publizierte in diversen Zeitungen, er betätigte sich als Heimatforscher und veröffentlichte theologische Abhandlungen, zudem soll er Mitglied der “demokratischen Partei”, gemeint ist vermutlich die DDP, gewesen sein.42 Dass Elisabeth Eckert unter seinem Einfluss eine fundierte Ausbildung erhielt, kann man durchaus annehmen, es stellt sich jedoch die Frage in welchem Sinne diese Ausbildung erfolgte.
Elisabeth war das vierte Kind, sie hatte drei ältere Brüder, von denen zumindest zwei, der 1891 geborene Otto und der 1895 geborene Karl, ebenfalls Pfarrer wurden. Beide Brüder – die Elisabeth Eckert in ihren biographischen Texten nicht erwähnt – waren wichtige Vertreter der “Deutschen Christen”, der nationalsozialistischen Richtung innerhalb der evangelischen Kirche Deutschlands. Otto Eckert war in der Reichsleitung der Deutschen Christen aktiv, nach 1933 Reichsreferent für Landgemeinden und Propst für die Neumark und die Niederlausitz, 1936 wurde er Propst der Nikolai-Kirche in Berlin.43 Karl Eckert war bereits seit 1929 NSDAP-Mitglied, Kreisleiter in Arnswalde und Gaupropagandaleiter für die Mark Brandenburg sowie 1932/33 Mitglied des Preußischen Landtags. Von 1935 bis Kriegsende war Karl Eckert dann Landrat in Rathenow, seine weitere Spur verliert sich.44 Es ist nicht bekannt, inwiefern Elisabeth Eckert von persönlichen Beziehungen profitiert hat, es kann aber vermutet werden, dass die von ihren Brüdern vertretenen Ansichten auch ihr nicht allzu fern lagen, da sie andernfalls vermutlich nicht die Karriere hätte machen können, die sie machte.45
Nach der Mittleren Reife und dem Besuch einer Höheren Handelsschule ließ sich Elisabeth Eckert zunächst zur Säuglingspflegerin ausbilden, bevor sie am Berliner Pestalozzi-Fröbelhaus unter Alice Salomon eine Ausbildung als Fürsorgerin begann. Die in dem Band Frauen in Pommern (1988) aufgeführte Biographie, der man anmerkt, dass sie sich auf persönliche Angaben stützt, vermerkt dann Folgendes:
An der Wohlfahrtsschule von Dr. Alice Salomon in Berlin bestand Elisabeth Eckert im April 1932 das Examen als Fürsorgerin. Die staatliche Anerkennung hätte nach dem Probejahr, also im April 1933, erfolgen müssen, wurde aber zunächst verweigert (vermutlich weil die Gründerin der Schule Jüdin war), und erfolgte erst 1935 mit Rückwirkung vom 1.10.33.
Es folgt ein Zitat Elisabeth Eckerts: “So konnte ich mich zwei Jahre lang nicht um eine Stelle im eigentlichen Beruf bewerben.”46
An dieser Stelle beginnt nun die Erzählung zum weiblichen Arbeitsdienst, nach eigener, späterer, Auskunft bewirbt sich Elisabeth Eckert im Frühjahr 1932 auf Anraten Hilde Lions bei der Evangelisch-Sozialen Schule in Spandau – mit dem expliziten Ziel einer Beschäftigung im freiwilligen Arbeitsdienst. Es muss zumindest hinterfragt werden, was hier Ursache und was Wirkung war, es scheint jedoch so, als habe sich Elisabeth Eckert bewusst für eine Tätigkeit im Arbeitsdienst entschieden und die nicht erfolgte Anerkennung ihres Abschlusses war eine Folge davon, zeitgenössisch aber wenig relevant für den eingeschlagenen Weg. Von einem Wunsch als Fürsorgerin zu arbeiten ist zu diesem Zeitpunkt und auch in anderen Publikationen keine Rede.
Zu den Aktivitäten der Evangelisch-Sozialen Schule für weibliche Arbeitslose existiert ein Zeitungsbericht aus der Hannoverschen Landeszeitung vom 16.08.1932, darin heißt es:
[Es] wurde im Jahre 1931 das erste landwirtschaftliche Umschulungslager für Mädchen auf der Plattenburg (Prignitz) eingerichtet. Diese Umschulung ist in diesem Jahre in etwas veränderter Form wieder aufgenommen. Ein solcher Umschulungslehrgang dauert durchweg zwölf Wochen. Die Kurse werden zusammen mit dem Landesarbeitsamt und dem zuständigen Arbeitsamt durchgeführt. Die Mädchen arbeiten täglich sechs Stunden unter Anleitung eines Gärtners und Inspektors im Haus, Garten, Stall und Feld. Besondere Aufmerksamkeit wird der Ausbildung im Melken gewidmet. Außerdem werden sie in Arbeitsgemeinschaften, die die Führerin, eine Sozialbeamtin und eine landwirtschaftliche Lehrerin leiten, in Zeitfragen eingeführt, und man versucht in den landfremden Mädchen Verständnis und Liebe fürs Landleben zu wecken. Nach Beendigung des Lehrgangs werden die Mädchen in ländliche Haushalte vermittelt.47
Neben der landwirtschaftlichen Umschulung mit dem eventuellen Ziel Arbeitskräfte in die Landwirtschaft zu vermitteln, werden offenbar auch Weiterbildungskurse für arbeitslose Hausangestellte abgehalten, um diese weiter zu qualifizieren.
Außerdem sind verschiedene Lager auf der Grundlage des freiwilligen Arbeitsdienstes gebildet. Wenn auch für Mädchen Projekte viel schwerer zu beschaffen sind als für Jungens, so ergab sich aus der Tatsache, daß für die Jungenlager Unmengen von Wäsche angefertigt und ergänzt werden mußten, ganz von selbst eine Möglichkeit, ja Notwendigkeit, des freiwilligen Arbeitsdienstes für Mädchen. […] In den Arbeitsdienstlagern arbeiten die Mädchen auch nur sechs Stunden, und im übrigen treibt man, ebenso wie in den Schulungslagern, Bildungsarbeit. Der Aufbau der verschiedensten Lagerarten ist im Prinzip derselbe. Jedes Lager wird von einer Führerin geleitet, die meist Wohlfahrtspflegerin ist, und der eine landwirtschaftliche oder Haushaltungslehrerin zur Seite steht, die den Unterricht in den praktischen Fächern übernimmt.48
Die Leitung eines solchen Lagers übernimmt Elisabeth Eckert im April 1932, eines von nur vier Lagern des weiblichen Arbeitsdienstes, die im Sommer 1932 in Pommern überhaupt existieren. Das ist die Ausgangslage für die die weiteren Entwicklungen, die im folgenden Kapitel ausführlich dargestellt werden. Zunächst soll der Blick zurück in die theoretische Diskussion gehen.
Ausufernde Publikationen zum Thema
Die Verbindung von weiblichem Arbeitsdienst und Siedlung wird im Sommer 1932 nicht nur in Stettin, sondern von unterschiedlichen Personengruppen quer durch das politische Spektrum gemacht. Tatsächlich liegt das Thema freiwilliger Arbeitsdienst zu diesem Zeitpunkt wohl in der Luft, es wird ständig und überall darüber diskutiert, so dass Querverbindungen vermutlich leicht gezogen werden. Wolfgang Benz schrieb 1968:
Die Diskussion um die Frage “Freiwilligkeit oder Dienstpflicht?” erreichte zu dieser Zeit den Höhepunkt. Die Literatur wurde jetzt vollends unübersehbar, eigene Zeitschriften widmeten sich diesem Problem (“Deutscher Arbeitsdienst für Volk und Heimat” und “Arbeit und Gemeinschaft”), andere Zeitschriften veranstalteten Sonderhefte, in fast jeder Nummer der Tagespresse wurde das Problem diskutiert.49
So erscheint bspw. in der nationalsozialistischen Zeitschrift Der Deutsche (Untertitel: Die Tageszeitung der Deutschen Arbeitsfront) am 9. Juli ein Artikel mit dem Titel Die berufstätigen Frauen zu Arbeitsdienst und Siedlung, in dem der:die anonyme Autor:in Folgendes berichtet:
Die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Frauenberufsverbände hat sich auf einer Tagung mit der Frage beschäftigt, inwieweit der Freiwillige Arbeitsdienst auch für Frauen und Mädchen nutzbar gemacht werden kann. In diesem Zusammenhang wurde auch geprüft, inwieweit durch den freiwilligen Arbeitsdienst die Durchführung des Siedlungswerkes erleichtert werden kann.50
Im weiteren Text wird kurz dargestellt, wie man sich seitens der Tagungsveranstalterinnen den weiblichen Arbeitsdienst in Zukunft vorstellt. Vor allem soll er ausgebaut werden und es wird deutlich, dass auch diese Interessengemeinschaft den Arbeitsdienst als “Schulungsmöglichkeit oder Vorstufe für eine Betätigung als Siedler” sieht:
Für das Gelingen des Siedlungswerkes ist Zusammenarbeit von Mann und Frau nötig. Ohne eine in allen Zweigen der Hauswirtschaft erfahrene Frau, die auch Kenntnis von Kleingartenbau und Kleintierzucht hat, ist der Siedler zur Erfolglosigkeit verurteilt.
Neben einer Schulung der zukünftigen Siedlerinnen für das Leben auf dem Land durch den Arbeitsdienst, sei es allerdings unbedingt
erforderlich, für zweckmäßige Beratung der Siedlerfrau zu sorgen. Ansätze hierfür sind bereits vorhanden. An geeigneten Frauen, die in Haus und Landwirtschaft sowie pflegerischer Tätigkeit berufstüchtig und erfahren sind, fehlt es nicht. Es müssen jedoch Mittel bereit gestellt werden, aus denen diese Frauen Zuschüsse erhalten, so daß sie einen erheblichen Teil ihrer Zeit dieser Aufgabe widmen können.
Auch auf dem Internationalen Kongresses für Soziale Arbeit in Frankfurt am Main (11.-14.7.1932) wird die Frage einer Verbindung von Arbeitsdienst und Siedlung bearbeitet.51 Hilde Lion schildert den Verlauf dieser Diskussion und die überraschende Vielfältigkeit der Teilnehmerinnen daran in ihrem Text vom Oktober 1932:
Als anläßlich des großen internationalen Kongresses für soziale Arbeit in Frankfurt a. M. eine Reihe sozialpolitisch und pädagogisch erfahrener Frauen sich trafen, hat man die Gelegenheit benutzt zu einer unverbindlichen Aussprache über Geschehenes und für den Freiwilligen Arbeitsdienst zu Erstrebendes. Diesem kurzen Zusammensein ist dann in Köln a. Rh. eine grundsätzliche Auseinandersetzung von meist jüngeren Frauen – von den Artamanen bis zu den Sozialisten – unter Gertrud Bäumers Leitung gefolgt, eine Aussprache, die nun in Berlin ergänzt wurde durch Tagungen, die Frau Ministerialrat Helene Weber im Pr. Volkswohlfahrtsministerium und Frau Ministerialrat Gertrud Bäumer (vom Deutschen Archiv für Jugendwohlfahrt in Gemeinschaft mit der Deutschen Akademie für soziale und pädagogische Frauenarbeit) einberufen hatten. Über das Ergebnis dieser Verhandlungen wird im Folgenden berichtet und zwar unter Zugrundelegung eines ausführlichen Protokolls der Kölner Besprechung, das demnächst zu einer Art Denkschrift auf Grund der letzten Durchberatung erweitert, den öffentlichen Stellen weitergegeben werden soll.52
Die Diskussionsteilnehmerinnen, die sich am 17. September 1932 erneut in Berlin treffen, veröffentlichen ihre Überlegungen anschließend tatsächlich in einer Denkschrift.53 Gertrud Bäumer als Herausgeberin schreibt zu deren Entstehung:
Schon im Sommer dieses Jahres (1932) begannen Beratungen in einem Kreise solcher Frauen, die entweder praktische Versuche mit dem freiwilligen Arbeitsdienst gemacht hatten oder sonst innerhalb pädagogischer und sozialer Tätigkeit mit den Fragen des freiwilligen Arbeitsdienstes in Beziehung standen. Aus Besprechungen, die in Köln am 23. und 24.7.1932 und in Berlin am 17.9.1932 stattfanden, entstanden Richtlinien, die dann vom Deutschen Archiv für Jugendwohlfahrt und der Deutschen Akademie für soziale und pädagogische Frauenarbeit zu einer Denkschrift verarbeitet worden sind.54
Und in der Einleitung zu dieser Denkschrift erfährt man:
Im Anschluß an den Internationalen Kongress für soziale Arbeit in Frankfurt a. M. fanden sich einige Teilnehmer zwanglos zu einer Besprechung über die Fragen des weiblichen freiwilligen Arbeitsdienstes zusammen. Es schien ihnen nach der gegenwärtigen Sachlage die Gefahr vorhanden, daß Notwendigkeit und erziehliche Bedeutung des Arbeitsdienstes für die weibliche Jugend unterschätzt und daß der weibliche Arbeitsdienst zu stark nach dem Muster des männlichen gestaltet würde. Zwei weitere Besprechungen, die in Köln am 23./24.7. und in Berlin am 17.9. stattfanden, griffen diese Gedankengänge im Kreise von Frauen aus der Wohlfahrtsarbeit und Jugendpflege wieder auf.55
Als Ziel für zukünftige Entwicklungen stellt die “Denkschrift” fest: “Der freiwillige Arbeitsdienst muß als Gemeinschaftsleistung durch die und für die gesunde Jugend aufgebaut werden, ist also seinem Wesen nach nicht Mittel der Fürsorge für bereits verwahrloste Jugend.”56
Im Text wird die Unterstützung der Siedlerfrau als Variante des ländlichen Arbeitsdienstes aufgeführt, für die Arbeit in “Garten, Haus und Wirtschaftspflege”, da diese “gerade in den Anfangszeiten noch sehr mit landwirtschaftlichen Arbeiten überlastet ist.”57 Die am Arbeitsdienst teilnehmenden jungen Frauen könnten so als zukünftige Siedlerfrauen deren Leben und Arbeit unmittelbar kennen lernen.58 Die Verbindung von Arbeitsdienst und Siedlung als aufeinander folgende Maßnahmen ist hier weiterhin gegeben, man regt an, dass diejenigen jungen Frauen, die sich dafür interessieren, Arbeitsdienst auf dem Lande abzuleisten, zunächst einen Umschulungskurs an einer landwirtschaftlichen Frauenschule absolvieren. Die – nicht unbegründete – Befürchtung steht im Raum, dass “landfremde” junge Frauen ansonsten keine große Hilfe sein können.
Auf die Ausbildung zur Siedlerfrau im Arbeitsdienst soll auch die gemeinsame Unterbringung der Arbeitsdienstgruppe in einem Heim in einer Siedlung hinwirken, um so bereits vor der Aufnahme einer eigenen Siedlerexistenz in die Gemeinschaft der Siedler:innen hinein zu kommen. Man ist sich sicher: “Wenn klare Wege gewiesen werden können, wird die bis jetzt noch weithin bestehende Abneigung der Mädchen gegen den Siedlerberuf überwunden werden können.”59
Die ersten Komponenten einer Master-Erzählung
Ausgehend von dem Gedanken, dass der weibliche Arbeitsdienst eine erzieherische Komponente umfassen müsse und dabei nicht dem männlichen Pendant nacheifern dürfe, wird in dieser “Denkschrift“ ausgesprochen, was in der späteren Literatur i.d.R. Elisabeth Eckert zugeschrieben wird: Die reine hauswirtschaftliche Sorge um ein Lager (des männlichen Arbeitsdienstes) ist nicht ausreichend Sinn stiftend für den weiblichen Arbeitsdienst. Auch hierzu mehr im nächsten Kapitel. Dagmar Morgan weist außerdem darauf hin, dass die Richtung der Argumentation in dieser Publikation “bereits die zwei wichtigsten Komponenten der Ideologie des nationalsozialistischen weiblichen Arbeitsdienstes” beinhalte: “die ‘Arbeit an sich’ und ‘die Arbeit als Dienst’ (im Dritten Reich als Dienst an der ‘Volksgemeinschaft’)”.60 Der entsprechende Abschnitt lautet:
Die Zielsetzung des weiblichen Arbeitsdienstes ist zweifach: 1. Arbeit an sich rein zur Straffung des Daseins, die ihrem Charakter nach zugleich Dienst an der Gesamtheit ist. Dabei wird erhöhter Wert darauf gelegt, daß die Arbeit, die hier geleistet wird, wirtschaftlich sinnvoll ist. 2. Arbeit, die zugleich Schulung ist, Erzielung vielseitiger Verwendungsmöglichkeit, Ergänzung der Bildung, sei es nach der hauswirtschaftlichen oder beruflichen Seite, oder Vorbereitungsdienst auf die Siedlung. 61
Diese Argumentation findet sich kaum verändert bei Elisabeth Eckert auch viele Jahrzehnte später noch; in der biographischen Skizze von 1988 wird sie wie folgt zitiert:
Ich […] sah es als meine Lebensaufgabe an, junge Menschen davon zu überzeugen, daß die Arbeit für uns Menschen eine sittliche Pflicht, eine Lebensfreude und Inhalt bedeutet. […] Nach der demoralisierenden Wirkung der Arbeitslosigkeit war mir dies ein besonderes Anliegen. […] Mir war zweierlei klar geworden: 1. daß Arbeit, deren Notwendigkeit nicht erkennbar ist, nur sehr mangelhaften erzieherischen Wert hat […] 2. daß Arbeit am besten mit dem lebendigen Leben, mit dem Werden und Vergehen in der Natur verbunden sein sollte – sie muß also auf dem Lande liegen.62
Und ihrem 1978 im Selbstverlag erschienene Werk Arbeitsdienst für die deutsche Jugend – Antworten nach 40 Jahren stellt Elisabeth Eckert folgendes Zitat aus den Aufgaben der Lagerführerin (1940) vorneweg:
Arbeit bedeutet für uns den Inhalt des Lebens, und als höchsten Lohn der Arbeit sehen wir die innere Befriedigung, die Freude über die eigene Leistung.63
Auch “nach 40 Jahren” hält Elisabeth Siegel an dieser Ansicht fest, unabhängig davon, dass sie sich zwischenzeitlich nicht nur überholt hat, sondern eindeutig sichtbar wurde, wie fehlgeleitet die Entwicklung des Arbeitsdienstes war. Dagmar Morgan dagegen zeigt weiter, dass mit der Zeit die positive Wirkung einer ökonomisch sinnvollen Arbeit im (weiblichen) Arbeitsdienst in den Hintergrund trat und eine Wirtschaftlichkeit der Arbeit nicht mehr länger Sinn und Zweck war. Den Rechtfertigungsdruck, der sich hierdurch für die Organisation spätestens Ende der 1930er Jahre ergeben wird, stellt Stefan Bajohr ausführlich dar.64 Er fasst zusammen:
Die Erziehung junger Frauen zur sparsamen Hausfrau und kinderreichen Mutter, zu Ländlichkeit, Brauchtum und Innerlichkeit war nicht mit den wachsenden Bedürfnissen einer […] industriellen Gesellschaft und der damit sich verändernden Stellung der Frau im und zum gesellschaftlichen Produktions- und Reproduktionsprozeß zu vereinbaren.65
Dass viele der bisher vorgestellten Akteur:innen in der späteren Master-Erzählung zur Entstehung des weiblichen Arbeitsdienstes in der Form wie ihn die Nationalsozialisten 1933 vorfanden und dann ausbauten, nicht auftauchen, ist nicht überraschend. Viele der Arbeitskreise und Kontexte, in denen im Sommer 1932 die Idee der Verbindung von Siedlerinnenberatung und weiblichem Arbeitsdienst entsteht, entsprechen nicht den Vorstellungen des NS-Regimes.66 Das Archiv für Jugendwohlfahrt war eine im Reichsinnenministerium in Gertrud Bäumers Zuständigkeitsbereich angesiedelte Einrichtung mit Wurzeln in der Frauenbewegung, die Deutsche Akademie für soziale und pädagogische Berufe wurde von Alice Salomon und Hilde Lion, die beide jüdischer Herkunft waren, geleitet, die Gilde Soziale Arbeit war aus der Jugendbewegung hervor gegangen und verfolgte ebenso wie der Fröbel-Verband reformpädagogische Ansätze, die mit der nationalsozialistischen Ideologie nicht vereinbar waren.67
Es verwundert daher wenig, dass bereits wenige Jahre nach seiner Gründung die bis heute oft nicht hinterfragte Entstehungsgeschichte des weiblichen Arbeitsdienstes in seiner späteren Ausprägung gesponnen wird. So schreibt der Fotograf Hans Retzlaff 1940 in einem Begleittext zu seinem Bildband Arbeitsmaiden am Werk, dass
1933 […] zum erstenmal von nationalsozialistischen Lagern aus weibliche “Arbeitsdienstwillige” als Siedler- und Bauernhilfe eingesetzt [wurden]. Die überlastete Siedlerfrau benötigte am dringendsten Hilfe – die Arbeitsdienstwillige sah ihrerseits die Notwendigkeit und den Erfolg ihres Einsatzes sinnfällig vor Augen. Vorbei war die Zeit der Experimente. Von nun an gab es keine Lager mehr, in denen Männerwäsche gewaschen wurde.68
Die damalige Bezirksleiterin des weiblichen Arbeitsdienstes in der Kurmark, Hilde Lemke, beschreibt die Ausgangslage 1932 nur vier Jahre später rückblickend so:
Es gab auch im Jahre 1932 schon weibliche Arbeitsdienstlager, deren Aufgabe jedoch ausschließlich darin bestand, die erwerbslose weibliche Jugend der Großstädte über Tag zu beschäftigen. Man wußte noch nichts von dem Erziehungsziel des Arbeitsdienstes, und man wollte auch nichts davon wissen, da den politischen Parteien und den kleinen marxistisch durchtränkten Vereinen, die in damaliger Zeit Träger des Dienstes waren, nichts daran lag, die jungen deutschen Menschen zu bewußten Staatsbürgern zu erziehen. […] Die Arbeitsdienstwilligen wurden im Jahre 1932 und auch z.T. noch im Jahre 33 fast ausschließlich mit Näh- und Flickarbeiten für die Winterhilfe oder mit Wascharbeiten beschäftigt. Diese Art der Arbeit konnte den jungen Mädchen auf die Dauer keine Befriedigung gewähren […]. Alle Verfügungen, die im Jahre 1933 über die Art der Arbeitsvorhaben und über die Beschäftigung mit Außenarbeit erlassen wurden, kamen dem nach, was die Jugend bereits begonnen hatte.69
Und Friedrich Hiller, in Anhalt für die Einrichtung der ersten Lager des weiblichen (nationalsozialistischen) Arbeitsdienste zuständig, fasst die Situation schon 1934 so zusammen:
Es ist nicht ausgeschlossen, daß die anfänglich falsche Auswahl der Arbeitsvorhaben des weiblichen Arbeitsdienstes zu der Minderbeachtung beigetragen haben. Wenn weibliche Arbeitsdienstlager sich vorzugsweise mit dem Waschen und Flicken der Kleidung für die männlichen Arbeitsdienstwilligen beschäftigen, haben sie ihren Zweck verfehlt. Der Frauenarbeitsdienst darf niemals eine Nachahmung des Männerarbeitsdienstes sein, sonst ist er nichts als “ein uniformiertes Amanzonenkorps mit geschulterten Schippen und Spaten”. Er muß eigene Wege gehen, um den wahren Bedürfnissen der Frau gerecht zu werden.70
Die im Sommer 1932 von Vertreterinnen der bürgerlichen Frauenbewegung bzw. Praktiker:innen der Sozialen Arbeit erarbeiteten Argumente finden sich nur wenige Jahre später kaum verändert, teilweise eins zu eins übernommen wieder (so bei Retzlaff die Argumentation Aenne Sprengels, bei Hiller die Formulierung der “Denkschrift”), ohne dass auf deren Ursprünge hingewiesen wird und verbunden mit der Behauptung, dass die Nationalsozialisten als erste (und einzige) das Problem erkannt hätten. Dabei muss allen, die in diesen Jahren die Diskussion verfolgt haben, klar gewesen sein, dass eine solche Darstellung viel zu kurz greift. Wie von Hilde Lion berichtet, nimmt praktisch das gesamte politische Spektrum sich des Themas Arbeitsdienst an – und dabei, hierzu wieder Dagmar Morgan, “ist [es] charakteristisch für die ideologisch bedingte Reduktion des Spektrums potenzieller weiblicher Aufgabenbereiche im FAD, dass die Frauenverbände in Deutschland unabhängig voneinander die Aufgabe eines weiblichen Arbeitsdienstes im Prinzip identisch formulierten”, nämlich als “Dienst an der Familie”.71
Wenn die Diskussion den weiblichen Arbeitsdienst überhaupt mit einbezog: So veröffentlicht bspw. die Zeitschrift Freie Volksbildung, das Organ des bereits vorgestellten Hohenrodter Bundes und des Deutschen Bundes für Volksbildung, also derjenigen Pädagogik:innen, die sich für eine Professionalisierung der Erwachsenenbildung einsetzten, im Sommer 1932 eine Sonderausgabe zu dem Thema. Die darin versammelten Beiträge befassen sich vorgeblich in ihrer “Gesamtheit dem Arbeitsdienst und der Siedlung […], nicht nur deshalb, weil […] es sich dabei um zwei der wichtigsten Zukunftsfragen unseres Landes handelt, sondern weil mit ihnen volksbildnerische Zusammenhänge gegeben sind, die erst allmählich ins Bewusstsein der Zeit eingehen.”72 Es ist allerdings fast ausschließlich der männliche Arbeitsdienst, der den Autor:innen als Kontext dient, in dem junge Menschen nationalpolitisch erzogen werden können, als deren Ergebnis bspw. die Ansiedlung der so erzogenen Menschen stehen kann. Trotzdem ist es schlicht falsch, dass es eine nationalsozialistischen Vision war, den weiblichen Arbeitsdienst als Erziehungsinstrument für eine zukünftige landwirtschaftliche Tätigkeit aufzusetzen, wie aus der Vorstellung der Diskussion bis hierher deutlich geworden sein dürfte.
Von der Theorie zur Praxis
Die Verbindung der beiden als “wichtigste Zukunftsfragen” deklarierten Komplexe von Siedlung und Arbeitsdienst werden im Juli 1932 noch rein theoretisch erörtert. Arbeitsdienst und Siedlungsvorhaben sind zwei Seiten einer (nationalpädagogischen) Medaille. Die einzelnen Autor:innen scheinen sich generell darin einig zu sein, dass sowohl das Thema Siedlungen, als auch der Freiwillige Arbeitsdienst staatlich zentral gesteuert und nicht den Zielen einzelner Gruppierungen überlassen werden dürfen. In einem der Texte aus dem Sonderband der Freien Volksbildung heißt es:
Das starke Interesse gewisser politischer Gruppen am Arbeitsdienst ist überhaupt von dem Gedanken bestimmt, auf diesem Umweg Beschäftigung und vor allem öffentliche Gelder für ihre Organisation zu bekommen und unter dem Deckmantel des Arbeitsdienstes die Leute in ihrem Sinne und für ihre Zwecke zu schulen.73
Dies sei widersprüchlich zum eigentlichen Ziel des Vorhabens, der Schaffung eines gemeinsamen nationalen Ethos – oder wie es bald nur noch heißen wird, der “Volksgemeinschaft”.
Aenne Sprengel steuert zu diesem Sonderband ebenfalls einen Beitrag bei. In ihrem Text mit dem Titel Ländliche Siedlungspflege in Pommern stellt sie zunächst die Siedlerfrau und ihre Arbeit vor. Diese habe Verantwortung nicht nur für land- und hauswirtschaftliche Arbeiten – auf die Hauswirtschaft entfielen in den Siedlerbetrieben 50% des gesamten Arbeitsaufwandes – sondern müsse auch eine “große erziehliche und kulturelle Aufgabe” bewältigen, die ihr als Frau innerhalb der Familie zufalle.74 Sie müsse aber, um diese Aufgabe wahrnehmen zu können über “Beweglichkeit und Elastizität” verfügen, und dürfe nicht “unter der Last der täglichen Arbeit […] müde und freudlose” werden. Aenne Sprengel gibt einen Überblick über bisher für Siedlerfrauen in Pommern etablierte Formate wie Kurse in Gartenbau und Milchwirtschaft und leitet hiervon über zu einem Bericht über das im Regierungsbezirk Köslin durchgeführte Projekt. Sie fasst das Profil der als Beraterinnen eingesetzten Frauen zusammen: “Es kommt darauf an, daß die Siedlungshelferinnen eine breite Berufsbasis haben, d.h. daß sie die ländliche Hauswirtschaft beherrschen, krankenpflegerische und pädagogische Fähigkeiten besitzen.”75 Diese neue Position innerhalb der Dorfgesellschaft sei in erster Linie eine Anlaufstelle für die Siedlerfrau, die sich mit ihren Sorgen an die Siedlungshelferin wenden könne. Aenne Sprengel geht in keiner Weise auf das Stichwort Arbeitsdienst ein.
Etwa zeitgleich veröffentlicht Aenne Sprengel einen weiteren Text mit dem gleichen Titel (Ländliche Siedlungspflege in Pommern) in der Zeitschrift Soziale Berufsarbeit, die von Helene Weber herausgegeben wird.76 Sie geht darin auf den Umstand ein, dass das Thema Siedlung und Siedlungsberatung (bzw. -pflege) zu diesem Zeitpunkt Hochkonjunktur hat und verweist als Auslöser für die aktuelle Diskussion auf Herman Nohls Aufsatz (Pädagogische Osthilfe) vom Februar. Sie erwähnt allerdings auch, dass “die Arbeitslosigkeit unter vielen Berufsfrauen und die Aussichtslosigkeit, auf dem bisherigen Wege weiterzukommen” dazu beitragen, dass “der Gedanke der Siedlung im deutschen Osten und und der Mitarbeit der Frauen an diesem Werk” der Idee Aufwind verschaffe. Als Grundlage für weitere Überlegungen zur Thematik gibt Aenne Sprengel einen kurzen Einblick in die bisherigen Maßnahmen für Siedlerinnen und die Entwicklungen, die zur Durchführung des “Versuchs” im Bezirk Köslin geführt haben. Sie schreibt:
Das eine muß gesagt werden, daß durch das große Interesse, das in pädagogischen Kreisen und insbesondere bei Professor Nohl (Göttingen) der Frage des Kulturaufbaus im Osten entgegengebracht wurde, und durch die wirksame Unterstützung dieser Pläne von seiten des Landwirtschaftsministeriums, dieses Ziel wesentlich schneller erreicht worden ist, als wir zu hoffen wagten.77
Obwohl sie die Rolle der Pädagogik so hervor hebt, charakterisiert Aenne Sprengel anschließend die Arbeit der in den Siedlungen tätigen Frauen hauptsächlich als praktische Hilfe in Haus und Hof und betont:
Das Gebiet der ländlichen Hauswirtschaft in weitestem Sinne ist eben so groß, daß eine Siedlungshelferin überall mit ihrer Arbeit einsetzen kann. Das Ziel aller hauswirtschaftlichen Tätigkeit ist die Gesunderhaltung – und zwar die körperliche und geistig-sittliche – der Familie. Damit ist ein außerordentlich weiter Rahmen um das Arbeitsfeld der Siedlungshelferin gesteckt. […] Es kommt auf eine möglichst breite Berufsbasis an, d.h. auf eine ländlich-hauswirtschaftliche, soziale und pädagogische Grundlage. […] Ohne Kenntnis des bäuerliche Betriebes (die Siedlung ist ein bäuerlicher Betrieb) wird man nicht vorankommen.78
Auch in diesem Text wird der Arbeitsdienst nicht erwähnt, vielmehr positioniert sich Aenne Sprengel skeptisch gegenüber Bestrebungen, “einer systematischen Schulung für diese Arbeit”, zudem sei nicht klar, “ob überhaupt die Möglichkeit besteht, in Zukunft eine größere Zahl von Frauen in diese Arbeit zu schicken”.79 Überhaupt scheint Aenne Sprengel sich im Sommer 1932 große Sorgen darüber zu machen, dass das Modethema Siedler:innenberatung in der Praxis nicht halten kann, was sich manch Eine:r darunter zu versprechen scheint. In der Presse würde ein falsches Bild über die Tätigkeit und Perspektive der Siedlerhelferinnen gezeichnet, schreibt sie am 12. Juli an Herman Nohl:
In der letzten Zeit sind sehr viele Bewerbungen auf Anstellung als Siedlungshelferin hier eingegangen, aus denen man immer wieder sieht, daß die Menschen sich gar keine Vorstellung davon machen, wie schwer diese Arbeit ist. Ich […] werde in meinem Rundfunkvortrag auf der Deutschen Welle am 20. ds. Mts. auch auf diese Frage eingehen und den Hörern deutlich machen, was eigentlich von einer Siedlungshelferin verlangt wird.80
Nohl, der selbst gerade erst seinen Aufsatz zum Thema (Die Siedlungshelferin) veröffentlicht hat, in dem er diese zum Prototyp der helfenden Frau stilisiert, sieht das Problem nicht:
Die einzige Unannehmlichkeit, die daraus entstehen kann ist, dass Sie und Frau [Käthe, S.G.] Delius mit Bewerbungen überschüttet werden, weil die armen Mädchen nach jedem Korn picken, das essbar zu sein scheint.81
Sie solle ein standardisiertes Antwortschreiben entwerfen, rät Nohl, das an ungeeignete Bewerberinnen verschickt werden könne. Denn, so meint er weiter, “[w]enn die Sache in Köslin nicht ein blosser Versuch bleiben soll, dann muss die Oeffentlichkeit dafür mobil gemacht werden, das sagte mir seinerzeit auch Frau Delius und vor allem auch entscheidende Herren in den Ministerien.”
Aenne Sprengel geht auf Nohls Rat bzgl. einer offensiven Rekrutierungsstrategie offenbar nicht ein, im September druckt die Frankfurter Zeitung unter der Überschrift Die Siedlungshelferin. Ein neuer Beruf – aber wenig Aussichten einen kurzen Text ab, als dessen Urheber:innen Nohl Aenne Sprengel und/oder Käthe Delius vermutet.82 Der Artikel stellt fest, dass “in der Tages- wie Fachpresse” dieser neue Beruf oft erörtert werde und sich darum viele “weibliche Stellungsuchende gute Aussichten” davon versprächen:
Jedoch kommt der Beruf der Siedlungshelferin im großen und ganzen als Erwerbsberuf nicht in Frage. Ebenso wie für Siedlungen im Osten nur Menschen Verwendung finden können, die den Willen und die Tatkraft besitzen, aus ganz primitiven Verhältnissen heraus sich eine neue Existenz zu gründen, müssen diese Anforderungen, verbunden mit einer erhöhten Opferbereitschaft – auf Gehaltsansprüche muß verzichtet werden können – an eine Siedlungshelferin gestellt werden.83
Nach diesen ernüchternden Worten, wird mit dem nächsten Satz deutlich, dass die öffentliche Diskussion zur Siedlerinnenhilfe Mitte September 1932 die Verbindung zum weiblichen freiwilligen Arbeitsdienst bereits beinhaltet:
Es ist zu begrüßen, daß durch die nicht kurze Vorbereitungszeit […] auf den Beruf einer Siedlungshelferin, selbst wenn es auf dem Wege des freiwilligen Arbeitsdienstes geschehen sollte, wieder eine Reihe arbeitsloser junger Menschen dem Arbeitsmarkt ferngehalten wird.
Der Artikel macht also, neben dem offensichtlichen Ziel, vor falschen Erwartungen an diesen “neuen Frauenberuf” zu warnen, deutlich, dass der Einsatz des weiblichen Arbeitsdienstes in den Siedlungen zu diesem Zeitpunkt als eine Fortbildungsmaßnahme mit dem eventuellen Ziel der Ertüchtigung der Teilnehmerinnen für die Siedlungstätigkeit verstanden wird.
Wenige Wochen später, im Oktober, erscheint dann in der Wochenschrift für Geflügelhaltung, Gartenbau und Hauswirtschaft, dem Organ des Reichsverbandes der Landwirtschaftlichen Hausfrauenvereine e.V. – Land und Frau folgende Richtigstellung, als deren Urheberin wiederum Aenne Sprengel vermutet werden kann:
In der letzten Zeit wird in der Presse der Beruf der Siedlungshelferin vielfach als ein aussichtsreicher neuer Frauenberuf geschildert. […] Die versuchsweise geschaffenen 12 Stellen für Siedlungshelferinnen sind bereits besetzt. Es besteht also vorläufig keine Aussicht auf Einstellung von Siedlungshelferinnen. Ausbildungskurse haben nicht stattgefunden und sind auch nicht in Aussicht genommen […].84
Der Erlass vom 16. Juli 1932
In diese Zeit zahlreicher und meinungsstarker Publikationen zum Thema freiwilliger Arbeitsdienst auf der einen, zum Thema Siedlung auf der anderen Seite, fällt die am 16. Juli 1932 durch die Regierung Papen erlassene Neuregelung des freiwilligen Arbeitsdienstes.85 In Artikel 1 dieser Verordnung wird festgelegt, dass der Arbeitsdienst nunmehr allen Deutschen offen stehen soll:
Der freiwillige Arbeitsdienst gibt den jungen Deutschen die Gelegenheit, zum Nutzen der Gesamtheit in gemeinsamem Dienste freiwillig ernste Arbeit zu leisten und zugleich sich körperlich und geistig-seelisch zu ertüchtigen.86
Damit werde, so die Erläuterung des neu eingesetzten Reichskommissars für den freiwilligen Arbeitsdienst, Friedrich Syrup, Präsident der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung, der Arbeitsdienst “nicht mehr ausschließlich eine Beschäftigungsgelegenheit für die arbeitslose Jugend, er soll vielmehr künftig die jungen Deutschen allgemein – ohne Unterschied der Herkunft, der Berufsbildung und der Weltanschauung – zusammenfassen zu gemeinsamer nutzbringender Arbeit für die Volksgemeinschaft.”87
Damit wird aber vor allem eine Forderung eingelöst, die schon in der “Denkschrift” deutlich wird und die ein Beitrag aus der Wanderbünde-Zeitschrift Der Zwiespruch vom April 1932 mit Blick auf eine umfassende Rekrutierung der Jugend so formulierte:
Freiwilliger Arbeitsdienst muß ein Recht aller jungen Arbeitslosen werden, auch der stellungslosen Akademiker und der ausgesperrten Schulentlassenen. […] Wir zweifeln nicht, daß schließlich doch irgendwann eine neue Verordnung zum FAD. erscheinen wird. Aber wieder einmal wird es heißen müssen: zu spät! Denn indessen haben sich die Abiturienten für die oder jene Einzelmöglichkeit entschieden. Die aktivsten und wertvollsten Menschen zumindestens kommen für eine Mitarbeit im FAD. nicht mehr in Frage. Groß und unabsehbar ist die Schädigung, die damit der ganzen Institution zugefügt worden ist. Eine entscheidende Möglichkeit, den FAD. zu stärkerer Aktivität und erzieherischer Wirksamkeit zu entwickeln, ist verpaßt.88
Weiterhin wird die Teilnahme in Artikel 6 des Erlasses vom Juli 1932 allerdings auf Personen unter 25 Jahren eingeschränkt:
(1) Im Rahmen der […] bereitgestellten Mittel können Arbeitsdienstwillige gefördert werden. Arbeitsdienstwillige, die in der Arbeitslosenversicherung, in der Krisenfürsorge oder als Wohlfahrtserwerbslose in der öffentlichen Fürsorge unterstützt werden, sind dabei bevorzugt zu berücksichtigen. (2) Die Förderung soll hauptsächlich Personen unter 25 Jahren zustatten kommen.89
Während vordergründig eine Änderung der Zugangsbestimmungen zum Arbeitsdienst vorgenommen wird – die Voraussetzung, Empfänger von Arbeitslosenunterstützung zu sein, wird abgeschafft – findet tatsächlich eine qualitative Verschiebung statt. Der Hinweis auf die Volksgemeinschaft, in der alle jungen Deutschen, unabhängig von ihrer sozialen Situation, gemeinsam einer gesellschaftlich relevanten Arbeit nachgehen, gibt hier den Ausschlag.90 Es geht nicht mehr länger darum, sozial gefährdete junge Männer durch Arbeit von der Straße zu holen, sondern darum, dass durch den Arbeitsdienst etwas größeres entsteht, Syrup betont das ”Erlebnis”:
Im Mittelpunkt des Arbeitsdienstes soll und muß die ernsthafte Arbeit stehen. Alle Erfahrungen zeigen, daß die Jugend selbst nach praktischer Betätigung ihrer aufgespeicherten Kräfte verlangt. Sie drängte nach, produktiv eingeschaltet zu werden in das Volksganze, zum Dienst für Volk und Nation. Doch die Arbeit als solche und ihre Ergebnisse sind nicht das einzige Ziel des Arbeitsdienstes. Er soll auch mithelfen an der körperlichen und geistigen Ertüchtigung und Gesundung. […] Hinzukommen muß eine geeignete Ausnutzung der Freizeit durch sportliche Betätigung, durch geistige Weiterentwicklung und Klärung der Ideenwelt.91
Manfred Seifert verdeutlicht die veränderte Sichtweise auf den Freiwilligen Arbeitsdienst, der nun noch mehr als zuvor schon eine sozialpädagogische Komponente enthält: “Einerseits war […] dem Arbeitsdienst die Aufgabe zugewiesen, sich um eine adäquate geistige und körperliche Betreuung der Arbeitsdienstwilligen in der arbeitsfreien Zeit zu kümmern. […] Der Staat hatte damit offiziell den Arbeitsdienst zur Erziehungsinstitution erhoben […].”92
Ähnlich hat auch schon Dagmar Morgan argumentiert:
Die ursprünglich wirtschaftspolitischen Erwägungen, nämlich Arbeitsmöglichkeiten, die infolge der Depression ungenutzt bleiben mussten, in ökonomischer Weise zu erschliessen, blieb weiterhin bestehen. Neu war, die besondere Betonung der sozialpolitischen Intention […]. Aus einer Form der Arbeitslosenunterstützung war eine sozialpädagogische Institution geworden.93
Tatsächlich ist der Grundgedanke, dass der Arbeitsdienst als Erziehungsinstitution wirken sollte, im Sommer 1932 nicht neu – von Beginn an sollten arbeitslose junge Menschen, die an den Maßnahmen des Freiwilligen Arbeitsdienstes teilnahmen davon abgehalten werden, auf die schiefe Bahn zu geraten und gleichzeitig den “Wert der Arbeit” kennen lernen. Neu ist, dass der Juli-Erlass diesen Aspekt explizit in den Mittelpunkt stellt, indem nicht mehr länger nur angeblich gefährdete Personen aufgenommen und (um)erzogen werden sollen, sondern indem die Breite der Gesellschaft in einem gemeinsamen Sinne tätig – und erzogen – werden soll.
Nicht übersehen werden darf, dass die in Artikel 2 des Erlasses erfolgte Konkretisierung der förderungswürdigen Maßnahmen – diese hatten “gemeinnützig und zugleich zusätzlich” zu sein- in der Praxis zunächst einen Ausschluss vieler der zahlenmäßig sowieso geringeren Angebote für junge Frauen bedeutet. Wie Dagmar Morgan ausführt, werden Angebote für weibliche Arbeitslose “wie Arbeiten im Rahmen der Winternothilfe und der ‘Hebung der Volksgesundheit’, meist Schmuckanlagen […]nun expressis verbis als nicht ‘volkswirtschaftlich wertvoll’ erklärt und damit nicht nur eines Teils ihres Prestiges beraubt, sondern, wesentlich wichtiger, von der Gewährung des Höchstförderungssatzes (RM 2.- pro Tag und Person) ausgeschlossen.”94 Sie stellt fest, dass der Fokus auf “ernsthafter Arbeit” praktisch “natürlich einer weiteren Diskriminierung und Behinderung” weiblicher Arbeit gleich kommt.95
Es bleibt festzuhalten, dass zwischen Juli und Oktober 1932 einerseits die theoretische Diskussion an dem Punkt angelangt ist, wo eine Verbindung zwischen (weiblichem) Arbeitsdienst und den in den Siedlungen im deutschen Osten identifizierten Unterstützungsbedarfe hergestellt wurde und es jetzt vielmehr um Details geht (zu welchem Zweck, in welcher Form), andererseits die gesetzliche Grundlage geschaffen wurde, um einen solchen Einsatz bei geeigneter organisatorischer Basis möglich zu machen.
Vor Ort knirscht es
In der Praxis ist man allerdings noch nicht so weit – weder bestehen die notwendigen Strukturen, noch die personelle Grundlage, um einen groß angelegten Arbeitseinsatz in Siedlungen durchzuführen – und vor allen Dingen hat noch niemand ein tragfähiges Konzept vorgelegt, welche Art von Tätigkeiten die Arbeitswilligen dort übernehmen sollen. Die in Pommern Verantwortlichen sehen vielmehr ein neues Problem in der Entstehung, wenn nicht oder unzureichend qualifizierte junge Frauen mit hohen Erwartungen in Siedlungen geschickt würden.
So berichtet Thea Iffland Herman Nohl Ende Juni 1932 erneut von den Mühen, denen die Siedlungsberaterinnen in der Praxis begegnen, wo bspw. die Einrichtung von Kindergärten alles andere als freudig aufgenommen wird:
Die Menschen in Pommern können sich eben garnichts unter einem Kindergarten vorstellen und suchen mit pommerscher Dickköpfigkeit jetzt krampfhaft nach Gründen, die dagegen sprechen. […] Den Kindern hier wäre es von Herzen zu gönnen, dass sie einmal erzogen werdenund [sic!] lernen, sich zu beschäftigen.96
In diesem Kontext ist ein Text einzuordnen, den Thea Iffland in der September-Ausgabe der Zeitschrift Jugendweg veröffentlicht. Sie beschreibt darin das Leben und die Arbeit der Siedler:innen und geht besonders auf die Rolle der Frau in der Siedlung ein. Sie stellt fest:
Es ist ganz erstaunlich, welche Wandlungen gerade die Ansichten über die Frauenarbeit im bäuerlichen Betrieb in letzter Zeit durchgemacht haben. Nach anfänglich vollständigem Ignorieren des Wertes der Frauenarbeit in Bauernhof und Siedlung gelangte man dann, besonders aufgrund exakter Durchforschung des bäuerlichen Betriebes und zahlenmäßiger Festlegung von Arbeitszeiten und Arbeitsgebieten der Frau, zu der Ansicht, die Frau sei das “geplagteste Arbeitstier” der gesamten Wirtschaft. Jetzt endlich kommt man dazu, nicht nur den Arbeitswert der Frau, sondern auch ihre Unentbehrlichkeit als mitverantwortliche Unternehmerin, als Arbeitskraft, als Mutter und Erzieherin der Kinder anzuerkennen, sie als tonangebende Leiterin des Familienlebens und als diejenige Persönlichkeit zu schätzen, von deren innerer Einstellung zu Umwelt, Mitmenschen und Dorfgemeinde ein wohl kaum merklicher aber umso intensiverer Einfluß ausgeht.97
Thea Ifflands Plädoyer für die Ost-Siedlung folgt den etablierten Argumenten, sie spricht von bevölkerungspolitischen und nationalpolitischen, von wirtschafts- und sozialpolitischen Gründen, die dieses Vorhaben notwendig machen, man müsse den “weiten, menschenleeren ostdeutschen Raum” auffüllen.98 Das Problem, dem alle Siedler:innen ausgesetzt seien, ihren neuen Betrieb wirtschaftlich zu gestalten, sei von großer Bedeutung für “die gesamte deutsche Volkswirtschaft […] gerade heute, wo Deutschland immer mehr auf Autarkie zusteuert”.99 Hieraus erwachse “die große Aufgabe […] der deutschen Frau in der Siedlungsarbeit”.100
Wenn man bedenkt, womit sich Thea Iffland zum selben Zeitpunkt in der täglichen Praxis befasst, nämlich mit der konkreten Beratung der Siedlerfrauen und wenn man den Aussagen in diesem Text, der keine weiteren Thesen aufstellt, der rein deskriptiv bleibt, folgt, dann wird deutlich, dass der Ruf nach Hilfe für die Siedlerfrauen gleichzeitig eine Forderung an diese Frauen beinhaltet: Ihre Tätigkeiten werden aufgewertet, ihnen wird große Verantwortung übertragen, der sie gerecht werden müssen – dafür sollen sie Hilfe erhalten und eben auch annehmen.
Zudem ist man vor Ort mit weiteren Schwierigkeiten konfrontiert. Es scheint in Stolp Differenzen mit dem dortigen Kindergärtnerinnen-Seminar zu geben – seitens der Schule hatte man zugesagt, zwei Schülerinnen für die Arbeit in zwei neuen Kindergärten zur Verfügung zu stellen und diese dann in letzter Sekunde zurück gezogen, woraufhin Schülerinnen aus Stettin einspringen mussten.101 Herman Nohl ist irritiert davon, er vermutet ein schlechtes persönliches Verhältnis zwischen Thea Iffland und der Seminarleiterin in Stolp, Frieda Gaede und schreibt an Aenne Sprengel, ihm sei “dies Versagen […] unverständlich, wenn die beiden wirklich zusammenarbeiten, wie Sie das mit Fräulein Irmgard Delius tun.”102
Aenne Sprengel verteidigt ihre Mitarbeiterin daraufhin, die Beziehung zwischen den Verantwortlichen in Stolp sei völlig in Ordnung, Frieda Gaede sei allerdings im Urlaub gewesen und ihre Mitarbeiterinnen hätten das Problem verursacht.103 Sie bemängelt die generell schlechte Einstellung der Stolper Kindergärtnerinnen, die “nicht länger als acht Stunden arbeiten” wollten und “überrascht [seien], daß die Arbeit morgens um 7 Uhr losgeht”. “Solche Menschen” schreibt sie an Nohl, “sind natürlich augenblicklich nicht zu gebrauchen.” Am gleichen Tag schreibt auch Thea Iffland einen Brief an Nohl und verteidigt sich mit ähnlichen Worten, die Vertreterin von Frieda Gaede habe die Kandidatinnen zurück gezogen, nachdem deren Arbeitsbedingungen klar geworden seien.104
Während auf höchster theoretischer wie politischer Ebene an idealisierten Lösungskonzepten für die Lage der Siedlerfrauen, die Arbeitslosigkeit und die Zukunft Deutschlands gearbeitet wird, müssen sich die in der tatsächlichen Arbeit stehenden Frauen mit persönlichen Eitelkeiten und Fragen von Arbeitszeitregelungen befassen – jenseits jeglicher Volksgemeinschafts-Utopie.
- COD. MS. H. NOHL 797:32, Sprengel, Aenne, Herman Nohl an Aenne Sprengel, 16.06.1932. Zu Wende vgl. https://kulturstiftung.org/biographien/wende-erich-2, https://de.wikipedia.org/wiki/Erich_Wende ↩︎
- COD. MS. H. NOHL 797:3 Bäumer, Gertrud, Gertrud Bäumer an Herman Nohl, 17.06.1932 und Herman Nohl an Gertrud Bäumer, 20.06.1932. COD. MS. H. NOHL 797:12 Delius, Irmgard, Herman Nohl an Irmgard Delius, 20.06.1932. COD. MS. H. NOHL 797:32, Sprengel, Aenne, Herman Nohl an Aenne Sprengel, 20.06.1932 und Aenne Sprengel an Herman Nohl, 22.06.1932. COD. MS. H. NOHL 797:22 Iffland, Thea, Herman Nohl an Thea Iffland, 20.06.1932. ↩︎
- vgl. Harvey S.6 sowie https://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Frauenverein_für_die_Ostmarken, https://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Ostmarkenverein. ↩︎
- https://www.freiburg-postkolonial.de/Seiten/Kundrus.pdf ↩︎
- COD. MS. H. NOHL 797:26, Krukenberg, Werner, Werner Krukenberg an Herman Nohl, 16.05.1932. ↩︎
- COD. MS. H. NOHL 797:26, Krukenberg, Werner, Einladungsschreiben (o.D.) (Anlage 1). Beide Einrichtungen sind eng mit Nohl verbunden – auf dessen Kooperation mit der Gilde Sozialer Arbeit wurde schon hingewiesen, über das Zentralinstitut wird noch zu sprechen sein. Nur erwähnt werden kann an dieser Stelle die These Thomas A. Kohuts, das die aus der Jugendbewegung stammenden, mit Beginn der 1930er Jahre nicht mehr länger Jugendlichen, sondern im Beruf stehenden Erwachsenen, wie sie sich bspw. in der Gilde zusammen schlossen, in der NS-Ideologie eine Fortsetzung des Idealismus und der Gemeinschaft der Jugendbünde erlebten. (Thomas A. Kohut: A German Generation – An experimental history of the Twentieth Century, New Haven & London 2012, S.71 und S.81.) Zu Hilker vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Hilker ↩︎
- https://docplayer.org/113520804-Curt-bondy-gertrud-herrmann-richard-manasse-harald-schultz-hencke.html, https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrichroda ↩︎
- Werner Krukenberg: Gegenwartsfragen der Sozialarbeit, in: Freie Volksbildung 7 (1932), Heft 9, S.346-351, hier S.347, zum Tagungsort vgl. http://www.schloss-reinhardsbrunn.de. ↩︎
- Krukenberg Gegenwartsfragen S.348. ↩︎
- COD. MS. H. NOHL 797:26, Krukenberg, Werner, Einladungsschreiben (o.D.) (Anlage 1). ↩︎
- COD. MS. H. NOHL 797:26, Krukenberg, Werner, Einladungsschreiben (o.D.) (Anlage 1). Der gleiche Kreis wird im Oktober erneut zu einer mehrtägigen Tagung zusammen kommen, deren Programm Werner Krukenberg Anfang Juni ebenfalls mit Herman Nohl teilt. Er kündigt an, dass man “in enger Zusammenarbeit mit Frau Dr. Sprengel auch die Siedlungspflegerinnen, einige Fürsorgerinnen u.s.f. mit dazu holen [wolle].” vgl. COD. MS. H. NOHL 797:26, Krukenberg, Werner, Werner Krukenberg an Herman Nohl, 08.06.1932. Diese Tagung ist Gegenstand des nächsten Kapitels. ↩︎
- COD. MS. H. NOHL 797:17, von Gierke, Hildegard, Hildegard von Gierke an Herman Nohl, 02.05. und 15.06.1932. ↩︎
- Iffland Mein Herz S.30. Thea Iffland macht zwar keine Angabe zum Zeitpunkt dieses Treffens, verortet es aber vor dem Juli-Erlass (s.u.), so dass die Annahme, es handle sich um die Zusammenkunft vom 13. Juni, nicht unbegründet scheint. ↩︎
- Bisher gilt der August 1932 als Zeitpunkt, an dem die Idee aufkam, vgl. Morgan S.49 sowie ausführlich im folgenden Kapitel. ↩︎
- COD. MS. H. NOHL 797:32, Sprengel, Aenne, Aenne Sprengel an Herman Nohl, 14.06.1932. ↩︎
- COD. MS. H. NOHL 797:12, Delius, Irmgard, Herman Nohl an Irmgard Delius, 16.06.1932. ↩︎
- COD. MS. H. NOHL 797:17, von Gierke, Hildegard, Herman Nohl an Hildegard von Gierke, 16.06.1932. ZU Ella Schwarz vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Ella_Schwarz, https://www.nifbe.de/fachbeitraege/autorinnen-der-fachbeitraege?view=item&id=767:ella-schwarz-1869-1962. ↩︎
- COD. MS. H. NOHL 797:36 Nr.86-91 (4 Briefe von Ella Schwarz, 1 Brief von Herman Nohl, 2 Anlagen). ↩︎
- Zu Lili Droescher vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Lili_Droescher. ↩︎
- Zu Wilhelm Polligkeit vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Polligkeit, zur Auseinandersetzung mit der Person Polligkeits vgl. https://www.deutscher-verein.de/fileadmin/user_upload/dv/pdfs/Geschichte/ndv_7-2019_wilhelm-polligkeit-und-der-deutsche-verein-fuer-oeffentliche-und-private-fuersorge.pdf . Details zur Geschichte des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge (Eigendarstellung): https://www.deutscher-verein.de/deutscher-verein/geschichte-des-deutschen-vereins/, zum Institut für Gemeinwohl: https://de.wikipedia.org/wiki/Institut_für_Gemeinwohl. ↩︎
- COD. MS. H. NOHL 797:36 Nr.86-91, Ella Schwarz an Lilly Droescher, 14.06.1932. Dem Bericht liegt eine Einladung für den 25. Juni im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft Rhein-Maingau des Fröbel-Verbandes bei, um “Material [zu] sammeln und Anregungen zur Arbeit [zu] geben”. Die Tagesordnung liegt ebenfalls bei, darin findet sich unter Punkt 1 “Die neue Aufgabe des Deutschen Fröbelverbandes” die Konkretisierung, dass es sich dabei um “Mütterbildung durch Kinderfürsorge und Erziehung auf dem Lande” handle und die Teilnehmer:innen werden gebeten, als Vorbereitung Angaben zu früheren Schülerinnen, “die bereits auf dem Lande in der Kinderfürsorge tätig sind” sowie von “Orten, wo Kindergärten und Kinderstuben eingerichtet werden müssen” zusammen zu stellen. (COD. MS. H. NOHL 797:36 Nr.86-91, Einladung zum 25.06.1932.) ↩︎
- COD. MS. H. NOHL 797:36 Nr.86-91, Ella Schwarz an Lilly Droescher, 14.06.1932. ↩︎
- COD. MS. H. NOHL 797:32, Sprengel, Aenne, Herman Nohl an Aenne Sprengel, 16.06.1932. ↩︎
- COD. MS. H. NOHL 797:12, Delius, Irmgard, Herman Nohl an Irmgard Delius, 16.06.1932. ↩︎
- COD. MS. H. NOHL 797:36 Nr.86-91, Ella Schwarz an Lilly Droescher, 14.06.1932. ↩︎
- COD. MS. H. NOHL 797:32, Sprengel, Aenne, Herman Nohl an Aenne Sprengel, 16.06.1932. ↩︎
- COD. MS. H. NOHL 797:36 Nr.86-91, Herman Nohl an Ella Schwarz, 16.06.1932. ↩︎
- COD. MS. H. NOHL 797:32, Sprengel, Aenne, Aenne Sprengel an Herman Nohl, 20.06.1932. ↩︎
- Möglicherweise beziehen sich alle Beteiligten auf die am 25. Mai durch das Reichsarbeitsministerium erlassene Verordnung, die durch ein Rundschreiben der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung am 9. Juni einem größeren Adressatenkreis zugestellt wurde. Darin heißt es bzgl. des Arbeitsdienstes: “Wenn dieser im landwirtschaftlichen Siedlungsverfahren eingesetzt wird, können alle Arbeitslosen unter 25 Jahren berücksichtigt werden […].” (Deutsche Zeitschrift für Wohlfahrtspflege 8 (1932) Nr.4, S.124.) ↩︎
- Margarete Ehlert: Der freiwillige Arbeitsdienst der weiblichen Jugend, in: Reichsarbeitsblatt II, Nr. 33 vom 15.11.1932, S.480-483, S.481f. Zu Margarete Ehlert vgl. Dudek S.210 und https://de.wikipedia.org/wiki/Margarete_Ehlert, https://www.historikerkommission-reichsarbeitsministerium.de/Biografien/Margarete-Ehlert. ↩︎
- Die Zahl der an Arbeitsdienstmaßnahmen teilnehmenden jungen Frauen betrug nach Angaben Lilli Marawske-Birkners 4,4 % der Gesamtzahl aller Arbeitsdienstwilligen (Marawske-Birkner S.192, ebenfalls bei Dudek S.211). Es ist nicht klar, ob hier ein Rechenfehler vorliegt, denn die Zahl 4,4% ergibt sich nach zeitgenössischen Angaben aus der Zahl der Maßnahmen nicht der Teilnehmerinnern (vgl. Lion S.3 An.1, auch bei Morgan S.32f mit Bezug auf Lion und auf einen Artikel in Deutscher Arbeitsdienst für Volk und Heimat 2 (1932), Heft 10, S.281). ↩︎
- vgl. Bajohr S.33 mit Bezug auf die Jahre 1915/16: “Die Vertreterinnen der bürgerlich-liberalen Frauenbewegung, vor allem Helene Lange und Gertrud Bäumer, befürworteten die Dienstpflicht der Frauen vor allem auch, um auf dem Weg über die Übernahme staatsbürgerlicher Pflichten staatsbürgerliche Rechte, insbesondere das Frauenwahlrecht, zu erlangen.” ↩︎
- Zur Bevölkerungsangabe vgl. das Statistische Jahrbuch für das Deutsche Reich von 1940 unter https://www.digizeitschriften.de/id/514401303_1939%7Clog10?tify=%7B%22pages%22%3A%5B58%5D%2C%22pan%22%3A%7B%22x%22%3A0.295%2C%22y%22%3A0.494%7D%2C%22view%22%3A%22info%22%2C%22zoom%22%3A0.789%7D, laut Morgan S.33 insgesamt 4 Maßnahmen. ↩︎
- Anna Irmer: Aus der Arbeit in Pommern – Soziale Frauenschule und freiwilliger Arbeitsdienst, in: Pommersche Wohlfahrtsblätter 9 (1933) Nr.1, S.7-10, hier S.8. Michael Jonas zufolge wird das erste Mädchenlager im weiblichen Arbeitsdienst in Pommern am 1. Februar 1932 eröffnet (S.163, ohne Quellenangabe). ↩︎
- Elisabeth Eckert: Von den Anfängen des weiblichen Arbeitsdienstes in Pommern, in: Mein Herz war in Pommern, S.35-43, hier S.36. ↩︎
- Das Lager lief vom 02.05.-06.10.1932 (Eckert Herz S.39), vgl. Iffland Mein Herz S.29 Anmerkung: “Die Evangelisch-Soziale Schule Spandau des Johannesstiftes in Spandau war eine staatlich anerkannte Volkshochschule mit dem Schwerpunkt: ‘Ausbildung von Arbeiter- und Gewerkschaftssekretären’ in 1/2jährigen Kursen. Daneben liefen Kurzlehrgänge für die verschiedensten Berufsgruppen über ‘Probleme ihres Berufes im sozialen Bereich’. Aus dem Kreis der Lehrgangsteilnehmer kam auch ein Teil der Leiter für den männlichen Arbeitsdienst. Zusammengestellt nach: Erich Weniger ‘Hermann Nohl zum Gedächtnis’ S.16-24.” Dieser Hinweis konnte bei Erich Weniger: Herman Nohl zum Gedächtnis, Göttingen 1961 nicht gefunden werden. ↩︎
- vgl. Iffland Mein Herz S.29f, Morgan S.49 und mit Bezug auf Morgan Seifert S.47. Zur Person Elisabeth Eckerts: Elisabeth Eckert, geb. 19.08.1905 in Strohsdorf in Pommern (https://de.wikipedia.org/wiki/Stróżewo_(Pyrzyce)), Mittlere Reife, Höhere Handelsschule, Säuglingspflege, Ausbildung als Fürsorgerin am PFH Berlin, 1921-1933 Bündische Jugend, 1932 FAD im theol. Auftrag der Ev.-Sozialen Schule Spandau, anschließend FAD in Pommern, Lagerführerin, Februar 1932 bis 1945 organisatorische Aufgaben, 1933 Bezirksbeauftragte, 1934 Landesstellenleiterin, 1936 Bezirksführerin RADwJ Pommern Bez. II, 1939 Bezirk Pommern West, 1949 Hilfskraft in Flüchtlings-Jugendlagern des Landes Niedersachsen, 1950 Deutsches Rotes Kreuz Landesverband, 1952-1968 DRK Generalsekretariat Bonn, Pensionierung, gest. 25.11.1979. (Mein Herz war in Pommern S.271) Eintritt in den RAD am 23.04.1932, höchster Rang: Stabshauptführerin (seit 09.11.1940) (Bundesarchiv R77-183). ↩︎
- Eckert Mein Herz S.35. ↩︎
- Mein Herz S.271. ↩︎
- Luise Prokosch-Ackermann: Frauen in Pommern – gesammelte Lebensbilder, Bad Reinach 1988, S.40. ↩︎
- Alfred Eckert (1864-1935): https://www.zvab.com/Einführung-Prinzipien-Methoden-evangelischen-Theologie-Eckert/10783070623/bd, https://churchlaw.ixtheo.de/AuthorityRecord/1014057566, https://www.bkge.de/weizackertracht/8026.html, https://kalliope-verbund.info/gnd/1152442058, https://rpaetzel.de/personenblatt.php?pnummer=26477 . ↩︎
- Frauen in Pommern S.40. ↩︎
- https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Eckert_(Pfarrer), https://marienkirche-berlin.de/wp-content/uploads/2021/05/VortragGailusInnenstadtgemeinden.pdf. ↩︎
- https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Eckert_(Politiker,_1895), http://territorial.de/markbran/brandenb/landkrs.htm#fn7. ↩︎
- Ob eine Bekanntschaft zu Hermann Bethke (1900-1940), dem ebenfalls aus Strohdorf stammenden Präsidenten der Landwirtschaftskammer Ostpreußens (1932) und zeitweiligen Leiter des ostpreußischen Arbeitsdienstes (1932/33) bestand, kann nur spekuliert werden, vgl. Ulrike Gawlik: Innere Kolonisierung – Italien und Deutschland von 1927 bis 1935, Stuttgart 2023, S.21 An.31 sowie https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Bethke, https://www.reichstag-abgeordnetendatenbank.de/select.html?pnd=130564508, https://belgard.org/orte/schivelbein/absolventen-1921-22/. ↩︎
- Frauen in Pommern S.41. ↩︎
- Der freiwillige Arbeitsdienst für Mädchen, in: Hannoversche Landeszeitung vom 16.08.1932 (ohne Seitenangabe). ↩︎
- In derselben Ausgabe der Hannoverschen Landeszeitung findet sich eine Sonderseite zum männlichen Arbeitsdienst der Evangelisch-Sozialen Schule Spandau, es wird die Zahl von 40 Lagern genannt. Aus diesem Text wird u.a. deutlich, dass im Arbeitsdienst eine Vorbereitung auf eine eigene Siedlertätigkeit gesehen wird. ↩︎
- Benz S.325f. ↩︎
- Die berufstätigen Frauen zu Arbeitsdienst und Siedlung, in: Der Deutsche vom 09.07.1932. Zur Arbeitsgemeinschaft Deutscher Frauenberufsverbände, gegründet 1925 als “Zusammenfassung der Verbände der weiblichen Angestellten, Arbeiterinnen, Lehrerinnen, Kindergärtnerinnen usw.” vgl. https://library.fes.de/cgi-bin/ihg2pdf.pl?vol=2&f=174&l=174 und https://dag-forum.de/viewtopic.php?t=820. ↩︎
- vgl. zum Kongress Siddy Wronsky: Der zweite Internationale Kongress für soziale Arbeit, in: Deutsche Zeitschrift für Wohlfahrtspflege 8 (1932) Nr. 5, S.137-144. Weitere Informationen: https://www.dzi.de/wp-content/dzw/Jg08/03/Wohlfahrtspflege_Jg08_03.pdf (S.93), https://www.dbsh.de/media/dbsh-www/downloads/Besuch_des_IFSW_Archivneu.pdf) sowie bei Fritz Lotsch: Internationale Kongresse und Konferenzen im Jahre 1932, in: Weltwirtschaftliches Archiv 38 (1933), S.263-283, hier S.274. Die Organisation des Kongresses lag bei Wilhelm Polligkeit, vgl. https://www.deutscher-verein.de/fileadmin/user_upload/dv/pdfs/Geschichte/ndv_7-2019_wilhelm-polligkeit-und-der-deutsche-verein-fuer-oeffentliche-und-private-fuersorge.pdf S.312. ↩︎
- Lion Freiwilliger Arbeitsdienst S.3f. Der Hinweis, dass an der Diskussion auch Vertreter:innen der Artamanen beteiligt waren, wird durch Frieda Sopp konkretisiert: “Auch die frühere Leiterin des weibl. Artamanenbundes, Käthe Schiele […] hat 1932 eine Tagung mit Gertrud Bäumer u. eine des Erziehungsministeriums mitgemacht.” (COD. MS. H. NOHL 729, Sopp, Frieda, Frieda Sopp an Herman Nohl, 07.04.1946) Zu den Artamanen: Benz S.328, Michael H. Kater: Die Artamanen – Völkische Jugend in der Weimarer Republik, in: Historische Zeitschrift 213 (1971), Heft 3, S.577-638, Peter Schmitz: Die Artamanen, Bad Neustadt a.d. Saale 1985, Stefan Braukmann: Die Artamanen als völkisch-nationalistische Gruppierung innerhalb der deutschen Jugendbewegung 1924-1935, in: Historische Jugendforschung 2 (2005), S.176-196, Aljoscha Peters: Politisierte Jugend in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts am Beispiel der Artamanen als völkische Jugendbewegung, Hausarbeit im Rahmen eines Hauptseminars bei Dr. B. Hitzer, 2021. Käthe Schiele (geb. 1905) war die Tochter des in der Artamanenbewegung stark involvierten Georg Wilhelm Schiele und Nichte des DNVP-Politikers Martin Schiele, Reichsinnenminister 1925, Reichsernährungsminister 1927-1928 und 1930-1932 sowie Präsident des Reichslandbundes 1928-1930 (https://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Schiele). Sie leitete seit 1928 das für weibliche Mitglieder konzipierte Artamanen-Umschulungsheim “Freiadel“ (Freiwilliger Arbeitsdienst in der Landwirtschaft) in Spören bei Halle, wo Kurse für Haushalt, Garten und Feld abgehalten wurden, sie war seit Sommer 1931 im Unterausschuss für den Frauen-Arbeitsdienst der Rada (Reichsarbeitsgemeinschaft für deutsche Arbeitsdienstpflicht), einer “Vereinigung der äußersten Rechten” (Benz S.326) tätig. Zu Kät(he) Schiele: Morgan S.16, Schmitz S.147/Zeittafel, Brachmann S.179, Peters S.26). Im späteren RADwJ erlangte Käthe Schiele den Rang einer Stabshauptführerin (Bundesarchiv R77-183), sie leitete 1941-1943 das Personalamt w.J. in der Reichsleitung des RAD (Bundesarchiv R77-183), war anschließend Bezirksleiterin für Sachsen (Bundesarchiv R77-5457, Morgan S.202 An.3), vgl. auch https://assets.efilms.at/_media/movies_wm/_img/Originals/Tagblattarchiv_RAD.pdf. ↩︎
- Der freiwillige Arbeitsdienst für Mädchen – Eine Denkschrift, bearbeitet vom Deutschen Archiv für Jugendwohlfahrt und der Deutschen Akademie für soziale und pädagogische Frauenarbeit, in: Gertrud Bäumer: Der freiwillige Arbeitsdienst der Frauen, Leipzig 1933, S.30-35, hier S. 30, ebenfalls abgedruckt in Jugend und Beruf 7 (1933), Heft 22. S.272-274 sowie als Anhang bei Anna Kallsperger: Nationalsozialistische Erziehung im Reichsarbeitsdienst für die weibliche Jugend, Leipzig 1939, vgl. Marawske-Birkner S.194, Morgan S.34. ↩︎
- Bäumer Arbeitsdienst S.7. Gertrud Bäumer geht in ihrem Text nirgendwo auf den “Versuch” in Pommern ein, auch die Evangelisch-Soziale Schule wird nicht genannt. Dagmar Morgan bezeichnet die Position Gertrud Bäumers gegenüber dem Freiwilligen Arbeitsdienst als opportunistisch (S.8). ↩︎
- Der freiwillige Arbeitsdienst für Mädchen – Eine Denkschrift, bearbeitet vom Deutschen Archiv für Jugendwohlfahrt und der Deutschen Akademie für soziale und pädagogische Frauenarbeit, in: Gertrud Bäumer: Der freiwillige Arbeitsdienst der Frauen, Leipzig 1933, S.30-35, hier S. 30. Ebenfalls abgedruckt in Jugend und Beruf 7 (1933), Heft 22. S.272-274 sowie bei Anna Kallsperger: Nationalsozialistische Erziehung im Reichsarbeitsdienst für die weibliche Jugend, Leipzig 1939, vgl. auch Marawske-Birkner S.194, Morgan S.34. ↩︎
- Denkschrift S.31. ↩︎
- Denkschrift S.34. ↩︎
- Denkschrift S.34. Der Text greift die Idee einer Uniform auf, die “als Arbeitstracht zu denken” sei. (S.35.) ↩︎
- Denkschrift S.35. ↩︎
- Morgan S.34. ↩︎
- Denkschrift S.31. ↩︎
- Frauen in Pommern S.41f, direktes Zitat aus Mein Herz war in Pommern S.40. ↩︎
- Elisabeth Eckert: Arbeitsdienst für die deutsche Jugend – Antworten nach 40 Jahren, Bad Honnef 1978, S.5. Gemeint ist wohl diese Publikation: https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/PX7AQIFY4ZDLCDWLOWPYS7YBCDPO4IVL. ↩︎
- Bajohr ab S.348. ↩︎
- Bajohr S.357. ↩︎
- vgl. die späteren Anmerkungen Elisabeth Siegels, dass an Autorinnen (sie nennt Hilde Lion und Anna von Gierke) der Denkschrift jüdischer Abstammung waren und diese sicher nicht die NS-Ideologie vorbereitet hätten, sondern dass deren Ideen durch die Nationalsozialisten übernommen worden seien. (Q 1-141_Bue 10) ↩︎
- “Das Archiv für Jugendwohlfahrt geht direkt auf die Jugendbewegung zurück und war zunächst eine private Arbeitsgemeinschaft, die 1924 dem Reichsinnenministerium unterstellt wurde. Als Institut des Innenministeriums unterstand das ‘Archiv für Jugendwohlfahrt’ bis 1933 der zuständigen Leiterin der Abteilung Jugendwohlfahrt, Gertrud Bäumer. […] Das Archiv beschäftigte sich intensiv mit allen Themen der Jugendwohlfahrt. Es beriet Einrichtungen wie Jugendämter, Anstalten, Vereine, stellte Materialien zusammen und organisierte Fort- und Weiterbildungen.” (https://dijuf.de/fileadmin/Redaktion/Publikationen/DIJuF_Festschrift.pdf S.109) ↩︎
- Hans Retzlaff: Arbeitsmaiden am Werk, Leipzig 1940 S.8, zu Retzlaff: https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Retzlaff. ↩︎
- Hilde Lemke: Bereit zum Dienen – Deutscher Frauenarbeitsdienst in der Kurmark, Berlin 1936, S.14f. ↩︎
- Friedrich Hiller: Der Frauenarbeitsdienst im Kampf um die Erneuerung Deutschlands, Langensalza (u.a.) 1934, S.14f. ↩︎
- Morgan S.37f. ↩︎
- Fritz Laack: Arbeitsdienst und Siedlung, in: Freie Volksbildung 7 (1932) Heft 7/8, S.241-247, hier S.241. ↩︎
- Neundörfer: Die Aufgabe des Volksbildners beim Wiederaufbau Deutschlands, in: Freie Volksbildung 7 (1932) Heft 7/8, S.262-275, hier S.269. ↩︎
- Aenne Sprengel: Ländliche Siedlungspflege in Pommern, in: Freie Volksbildung 7 (1932) Heft 7/8, S.299-301, hier S.299. ↩︎
- Sprengel Siedlungspflege S.300. ↩︎
- Aenne Sprengel: Ländliche Siedlungspflege in Pommern, in: Soziale Berufsarbeit 12 (1932), Heft 8, S.89-92. ↩︎
- Sprengel in Soziale Berufsarbeit S.90. ↩︎
- Sprengel in Soziale Berufsarbeit S.91. Aenne Sprengel wechselt in diesem Aufsatz unmittelbar vom Begriff “Siedlungspflegerin” zum Ausdruck “Siedlungshelferin” (S.90). ↩︎
- Sprengel in Soziale Berufsarbeit S.92. ↩︎
- COD. MS. H. NOHL 797:32, Sprengel, Aenne, Aenne Sprengel an Herman Nohl, 12.07.1932, vgl. Angela Dinghaus: Frauenfunk und Jungmädchenstunde – Ein Beitrag zur Programmgeschichte des Weimarer Rundfunks, Hannover 2002, S.205, insb. An. 1000: “Beratung der Siedlerfrauen in der Ostsiedlung, Aenne Sprengel, Vortrag v. 20. Juli 1932; Aufgaben der Landfrauenorganisationen für die Ostsiedlung, Aenne Sprengel, Vortrag v. 27. Juli 1932.” Zur Rundfunk-Strategie der Landwirtschaftlichen Hausfrauenvereine vgl. Sawahn S.81-83, zur “Deutschen Welle”: https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Welle_GmbH. ↩︎
- COD. MS. H. NOHL 797:32, Sprengel, Aenne, Herman Nohl an Aenne Sprengel, 14.07.1932. Herman Nohl: Die Siedlungshelferin, in: Soziale Berufsarbeit 12 (1932), Heft 6, S.57-60, ebenfalls in Herman Nohl: Landbewegung, Osthilfe und die Aufgabe der Pädagogik, Leipzig 1933, S.35-42, vgl. die ausführliche Darstellung des Textes im Kapitel “Die ersten 12 Siedlungsberaterinnen”. ↩︎
- vgl. COD. MS. H. NOHL 797:17, von Gierke, Hildegard, Herman Nohl an Hildegard von Gierke, 12.09.1932: “Er [der Artikel, S.G.] war so klug abgefasst, dass ich Frau Sprengel oder Frau Delius (Berlin) als Verfasserin vermute.” ↩︎
- Frankfurter Zeitung vom 11.09.1932, Abendblatt und Erstes Morgenblatt, S.8, unter https://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/periodika/periodical/pageview/13490386. Hervorhebungen im Original. ↩︎
- N.N.: Der Beruf der Siedlungshelferin, in: Land und Frau 16 (1932), Nr.41, S.685. ↩︎
- Eine weitere Publikation aus dem Sommer 1932, ein Tagungsbericht des Deutschen Archivs für Siedlungswesen mit dem Titel Arbeitslosigkeit und Siedlung bringt die beiden Themenkomplexe konkret miteinander in Verbindung, die Siedlung stellt jedoch wiederum die “Lösung” des Themas Arbeitslosigkeit dar. (Arbeitslosigkeit und Siedlung, hg. vom Deutschen Archiv für Siedlungswesen, Berlin 1932, vgl. auch Gerhard Schie: Freiwilliger Arbeitsdienst als Mittel ländlicher Volksbildung in der Siedlung, in: Freie Volksbildung 7 (1932) Heft 10, S.365-375.) Der Fokus in all diesen Texten liegt grundsätzlich und nicht hinterfragt auf dem männlichen Arbeitsdienst. Zur Vereinigung „Deutsches Archiv für Siedlungswesen“ e.V. vgl. https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/3QERBIS6J26EPDYHAEJEO3BGYFCYP4GY. ↩︎
- Verordnung über den freiwilligen Arbeitsdienst vom 16. Juli 1932, in: Deutscher Arbeitsdienst 2 (1932), Heft 8, S.215f, hier S.215. ↩︎
- Syrup: Neugestaltung des Arbeitsdienstes!, in: Deutscher Arbeitsdienst 2 (1932), Heft 8, S.217f, hier S.217, vgl. auch die Ausführungsvorschriften zur Verordnung vom 2. August 1932, in: Deutscher Arbeitsdienst 2 (1932), Heft 9, S.246-248 und Träger des Dienstes und Zulassung zum freiwilligen Arbeitsdienst, S.248-251 sowie Bereitstellung von Arbeitsgelegenheiten, S.252, zu Syrup https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Syrup. ↩︎
- Friedrich Uhde: Wann endlich handelt die Regierung? Stimmen zum freiwilligen Arbeitsdienst, in: Der Zwiespruch 14 (17. April 1932), S.169f, hier S.169. ↩︎
- Verordnung über den freiwilligen Arbeitsdienst S.215. ↩︎
- Lore Kleiber weist darauf hin, dass die neue Verordnung explizit eine Unterbrechung der Unterstützungszahlungen vorsah, die nach Ableisten des Arbeitsdienstes wieder aufgenommen werden konnten – “so daß hier ein gewisser Anreiz für Arbeitslose gelegen haben mag, an Arbeitsmaßnahmen teilzunehmen”. (Lore Kleiber: “Wo ihr seid, da soll die Sonne scheinen!” – Der Frauenarbeitsdienst am Ende der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus, in: Mutterkreuz und Arbeitsbuch, hg. von der Frauengruppe Faschismusforschung, Frankfurt am Main 1981, S.188-214, hier S.191.) ↩︎
- Syrup Neugestaltung S.217. ↩︎
- Manfred Seifert: Kulturarbeit im Reichsarbeitsdienst, Münster 1996, S.43. ↩︎
- Morgan S.31f. ↩︎
- Morgan S.33. ↩︎
- Morgan S.33 An.3. ↩︎
- COD. MS. H. NOHL 797:22 Iffland, Thea, Thea Iffland an Herman Nohl, 30.06.1932. ↩︎
- Thea Iffland: Politische Tagesfragen – Siedlungsarbeit im Jahre 1932, in: Jugendweg 13 (1932), Heft 9, S.138-141, hier S.139. ↩︎
- Iffland Siedlungsarbeit S.139. ↩︎
- Iffland Siedlungsarbeit S.140. ↩︎
- Iffland Siedlungsarbeit S.141. ↩︎
- COD. MS. H. NOHL 797:32, Sprengel, Aenne, Aenne Sprengel an Herman Nohl, 12.07.1932. ↩︎
- COD. MS. H. NOHL 797:32, Sprengel, Aenne, Herman Nohl an Aenne Sprengel, 14.07.1932. ↩︎
- COD. MS. H. NOHL 797:32, Sprengel, Aenne, Aenne Sprengel an Herman Nohl, 23.07.1932. ↩︎
- COD. MS. H. NOHL 797:22 Iffland, Thea, Thea Iffland an Herman Nohl, 23.07.1932. Auch für dieses Problem wird der weibliche Arbeitsdienst später eine Lösung finden, den Teilnehmerinnen wird nicht die Erwartung reguläre Arbeitnehmer:innen zu sein, gegeben, ihre Tätigkeit ist also nicht an reguläre Arbeitszeiten gebunden. Darstellungen zum Tagesablauf in den Arbeitsdienstlagern finden sich in den meisten zeitgenössischen Publikationen zum Thema, beispielhaft Frieda Sopp: Der Reichsarbeitsdienst der weiblichen Jugend, Berlin 1944, S.42, hier beginnt der Tag um 5:50 Uhr, die Arbeit erstreckt sich von 8:00-15:00 Uhr, zwischen 17:00 und 18:30 Uhr findet Unterricht statt, um 21:30 Uhr endet der Tag. ↩︎
Schreibe einen Kommentar