An Weihnachten hat Opa mir DAS Bild mitgebracht.
Gleich vorneweg: Die Uniform, nunja auf DEM Bild ist sie wohl nicht schwarz. Damit bricht die Geschichte jetzt nicht zusammen. Ich muss den Einstieg eben nur nochmals etwas überdenken. Anpassen.
Was sehen wir?
Ernst, Katharina und die beiden Söhne (Opa und sein Bruder). Die Jungs wurden beide chic gemacht – Latzhosen, Hemden, Kniestrümpfe, Halsschmuck.
Ernst trägt Uniform, natürlich, aber keine Mütze.
Mit etwas Fantasie kann man die Schulterklappenauflage des Zollgrenzschutzes erkennen:
Das Thema Uniformen ist interessanter, als ich dachte. Bzw. das Identifizieren der richtigen Begriffe, die es zu googlen gilt, damit man herausfinden kann, um was für eine Uniform es sich wohl handeln mag.
Hier ein Bild eines „Hilfszollassistenten“. Im Gegensatz zu Ernst ist auf seinem Kragenspiegel nur ein Viereck zu sehen.
Aber man findet online ja fast alles:
Das kommt ganz gut hin, oder?
Aufgrund seiner Abzeichen bestätigt sich, dass Ernst Maier zum Zeitpunkt der Aufnahme dieses Bildes (ca. 1941) Zollsekretär war (vgl. dazu auch hier).
Was noch? Natürlich, die Insignien der Partei und ihrer Organe:
Das ist zunächst das „SA-Sportabzeichen„.
Das SA-Sportabzeichen, später umbenannt in SA-Wehrabzeichen, diente in der Zeit des Nationalsozialismus als Auszeichnung für Männer, die sich gemäß der nationalsozialistischen Ideologie zur „Hebung der Volksgesundheit“ sportlich betätigten.
Auf Wikipedia findet sich eine Übersicht dazu, was geleistet werden musste, um das Abzeichen zu erhalten. Neben auch heute im Rahmen des Sportabzeichens abzuleistenden „Standard“ Disziplinen wie Laufen, Weitsprung und Werfen, findet sich in der sog. „Gruppe II Grundübungen“ auch Kleinkaliberschießen und im Bereich „Geländesport“ (Gruppe III), „Übung 12: Geländebeurteilung, „zu beurteilen für Vorgehen eines Spähtrupps“.
Leider ist auf dem schwarzweiß Bild nicht zu erkennen, ob Ernst das Abzeichen in Bronze, Silber oder Gold erworben hatte.
Und dann natürlich das Parteiabzeichen:
Welche Art von Einsatzmedaille er darüber hinaus erhalten hat, bzw. aus welchem Grund er eine Bandschnalle trug, kann ich beim besten Willen nicht entziffern. Ich bin aber froh, dass ich die Begriffe gefunden habe!
UPDATE: Bei dem hier nur undeutlich zu erkennenden Abzeichen scheint es sich um die sog. „Sudetenland-Medaille“ (vgl. Wikipedia) zu handeln. Für diesen Hinweis danke ich Arne Becker.
Das war Ernst.
Jetzt kommt Katharina.
Auch sie hat sich hübsch gemacht für das Foto. Haare, Ohrringe. Und – das Abzeichen der NS-Frauenschaft bzw. des Deutschen Frauenwerks. Ich vermute, es handelt sich um das Deutsche Frauenwerk, weil das Zeichen dort den Winkel fast komplett ausfüllt, aber genau bestimmen kann ich es nicht. Die beiden Abzeichen sind doch SEHR ähnlich:
UPDATE: Auch hier ergänze ich gerne einen Hinweis von Arne Becker, der mir schreibt, es handle sich um „das normale Mitgliedsabzeichen der NS-Frauenschaft“. Danke dafür.
Der Unterschied?
Das DFW unterstand zwar als eingetragener Verein mit eigenem Vermögen formal nicht der NSDAP, war aber der Partei als „betreuter Verband“ angegliedert. DFW und die der NSDAP direkt unterstellte NS-Frauenschaft waren personell eng verbundene Organisationen, weil die Reichsfrauenführerin Gertrud Scholtz-Klink an der Spitze beider Organisationen stand. Im DFW waren ca. 1,7 Millionen Frauen organisiert, in der NS-Frauenschaft ca. 2,3 Millionen. (Wikipedia)
Die NS-Frauenschaft sollte die gesamte Frauenarbeit leiten. Sie unterstand der NSDAP-Reichsleitung, beschäftigte sich mit wirtschaftlichen und krankenpflegerischen Tätigkeiten und wirkte an den politischen Schulungen der NSDAP-Mitglieder mit. Die von der NS-Frauenschaft propagierte „deutsche Frau“ wurde als Hausfrau und Mutter definiert. […] Das Deutsche Frauenwerk, ein eingetragener Verein, diente als Sammelbecken für die gleichgeschalteten bürgerlichen Frauenbewegungen und war personell mit der NS-Frauenschaft eng verbunden. Das Frauenwerk sollte alle deutschen Frauen in den Dienst des Volkes und des Staates stellen und sie ideell auf den Krieg vorbereiten. Ziel war dabei, nicht nur eine Akzeptanz des Krieges, sondern auch die Bereitschaft der Frauen zu wecken, sich daran zu beteiligen. (Oberösterreichische Museen)
Mehr zu NS-Frauenschaft auch hier.
Laut Bundeszentrale für politische Bildung handelt es sich bei der als Abzeichen für beide Organisationen genutzten Rune um die sog. „Elch-Rune“:
In der Verwendung der Nationalsozialisten wurde die Rune unabhängig von ihrer ursprünglichen Bedeutung als „Lebensrune“ interpretiert, die das menschliche Leben, Geburt und Fruchtbarkeit symbolisieren sollte. Die Rune wurde daher zum Abzeichen der „NS-Frauenschaft“, des „Deutschen Frauenwerks“ und des „Reichsbund Deutsche Familie“. Daneben wurde es auch zum Dienstrangabzeichen des SA-Sanitätswesens und mitunter (inoffiziell) zum Zeichen nationalsozialistischer Apotheker. Als Symbol für „Geburt“ findet es sich (zum Teil immer noch, aber verbotener Weise) auf Grabsteinen von SS-Angehörigen neben dem Geburtsdatum. Heute nutzen Esoteriker vereinzelt die immer noch als „Lebensrune“ sinnentfremdete Rune unabhängig vom Geburtsdatum auf Grabsteinen, wo sie „Leben“, „Wiedergeburt“ oder Ähnliches symbolisieren soll.
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