Karolina Keller, geboren am 12.02.1877 in Adelsberg, Dienstmagd, heiratete am 09.04.1894, mit also knapp 17 Jahren, in Adelsberg den 13 Jahre älteren Landwirt Augustin Maier (geb. 15.09.1864 in Adelsberg).
Karolinas Eltern, Johann Keller, ein Fabrikarbeiter und Katharina Keller, geb. Eckert lebten im Gegensatz zu den Eltern ihres Bräutigams zu diesem Zeitpunkt beide noch. Johann Keller starb 1911, seine Frau Katharina 1921, beide in Zell im Wiesental.
Karolina war später als Hebamme tätig und bekam selbst innerhalb von etwa 20 Jahren 15 Kinder. Sie starb am 20.03.1958, mit immerhin 81 Jahren, ebenfalls in Zell, wohin sie mit ihrer Familie vermutlich kurz vor dem 1. Weltkrieg gezogen war. Diese Information ergibt sich aus einer Auswertung des Geburtenregisters von Adelsberg, in dem am 04.10.1914 die Geburt eines Mädchens, durch die Hebamme und nicht – wie üblich – durch den Vater erfolgte:
Interessant ist hier, dass das, obwohl schon Oktober, erst die dritte Geburt des Jahres war. Das war in anderen Jahren und obwohl Adelsberg sehr klein war und ist, anders.
1914 lebte Karolina also bereits in Zell, war aber weiterhin als Hebamme in Adelsberg tätig.
Ich habe einen weiteren, interessanten Eintrag, dieses Mal aus dem Jahr 1917 gefunden:
Eine unverheiratete Frau hatte ein Kind bekommen und so blieb es Aufgabe der Hebamme, diese Geburt anzuzeigen und in diesem Fall auch zu bezeugen. Auch 1917 wurde Karolina weiterhin als Hebamme zu Geburten nach Adelsberg gerufen.
Zur Hebamme auf dem Land, wenn auch mit einem zeitlich etwas früheren Fokus, schreibt Eva Labouvie folgendes zur Arbeit der Hebammen auf dem Land:
Erst ab den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts existierten auf dem Land zwei unterschiedliche Hebammentypen: traditionelle Hebammen, die die Geburtshilfe aufgrund ihrer praktischen Ausbildung bei ihrer Vorgängerin gegen Naturallohn und als Ehrenamt ausübten, und solche, die gegen eine feste Geldtaxe dem Beruf der von Medizinern oder Chirurgen unterrichteten und examinierten Hebamme nachgingen. (Eva Labouvie: Hebammen in der Frühen Neuzeit – Zur weiblichen Kultur auf dem Lande, in Frauengeschichte(n) – Vorträge im Rahmen der Bronnbacher Gespräche 2001, Stuttgart 2002, S.35-56, hier S.35.)
Dadurch, dass sie als Hebamme tätig war, hat Karolina Maier eigene Spuren hinterlassen. Die meisten Frauen ihrer Generation, genauso wie Jahrhunderte davor und auch noch bis vor nicht allzu langer Zeit, treten in überlieferten Dokumenten lediglich durch ihre Geburt, die Hochzeit und den Tod in Erscheinung.
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