Als ich noch an der Uni gearbeitet und den Traum von der Doktorarbeit geträumt habe, hat ein Kollege auf die Frage danach, wieso er sich eigentlich mit der Ustascha beschäftigt, geantwortet, er wollte nicht einer dieser Historiker sein, die nur ihre eigene Geschichte erzählen.
Kurze Zeit später, als ich mich nach einem neuen Job umsah – der Dr. war ausgeträumt – hat mich eine Freundin gefragt, was ich denn gerne machen würde, wenn ich völlig frei wählen könnte und jemand würde mich dafür bezahlen. „Den ganzen Tag nur Bücher über Nazis lesen“ habe ich geantwortet. Mich haben eigentlich immer nur die Nazis interessiert. Die echten. Nicht die vom Balkan.
Es dürfte also niemanden wundern, dass mich dieser geheimnisvolle Uropa, über den man „nichts“ weiß, und die Frage, was er im Krieg eigentlich gemacht hat, fasziniert. Ich will eine dieser Historikerinnen sein, die nur ihre eigene Geschichte bzw. die ihrer Familie erzählt.
Also habe ich mich irgendwann einfach mal dran gesetzt. Meine Recherche begann vor etwas mehr als zwei Jahren mit einer Anfrage an die sog. „Deutsche Dienststelle“:
Art der Auskuft: Auskunft über Angehörige
Verwandtschaftsverhältnis zum Antragsteller: Urgroßvater
Nachname: Maier
Vorname: Ernst
Name zur fraglichen Zeit: Ernst Maier
Geburtsdatum: 06.02.1901
Geburtsort: Nicht bekannt
Familienstand: verheiratet
Heimatanschrift: Nicht bekannt
Sterbedatum: Nicht bekannt
Waffengattung: Anderes
Bitte angeben: Zollgrenzschutz
Kriegsgefangenschaft (Gewahrsamsmacht): Nicht bekannt
Dienst-/Beschäftigungsverhältnis: Nicht bekannt
Ich wusste also nicht viel.
Inzwischen weiß ich viel mehr, habe aber zeitweise den Fokus / die Motivation / die Zeit verloren, mich mit den Details auseinander zu setzen. Klar war da immer diese Stimme, die die Ordner mit den Kopien rumliegen sah und die genervt hat, ich müsste mich doch wieder damit beschäftigen. Aber irgendwann sind aus 2 Wochen 2 Monate und irgendwann sogar 2 Jahre geworden und plötzlich trudeln die bestellten Dokumente, für die eine Wartezeit von 20 Monaten veranschlagt war, ein und jetzt endlich setze ich mich hin und schreibe auf, was ich erzählen will.
Schreibe einen Kommentar