Im Rahmen von Katharinas medizinischer Untersuchung sind wir auf Dr. Friedrich Pitsch gestoßen. Die Recherche nach ihm hat mich immer wieder beschäftigt und ist noch nicht abgeschlossen.
Dr. Friedrich Pitsch muss ein sehr interessanter Mensch gewesen sein. Den Angaben nach, die ich auf diversen Wegen finden konnte, verdiente er sich zwar als Arzt in Grenzach seinen Lebensunterhalt, war aber vermutlich vielmehr an anderen Dingen interessiert.
Zunächst einmal ist da der Eintrag im Grenzacher Ortssippenbuch:
Familie Pitsch, das sind demnach der aus Pommern stammende Gustav und seine Frau Hedwig und deren Kinder Katharina (* 1881, evtl. noch in Pommern) und der 13 Jahre jüngere Friedrich (* 1894), ein Nachzügler, bei dessen Geburt die Eltern bereits 45 und 39 Jahre alt sind.
Weiterhin erfahren wir, dass Friedrich mit der gleichalterigst Lilly Roth verheiratet war, einen Sohn, Hansjörg, hatte und in Freiburg verstarb. Hansjörg wiederum, geboren 1930, ist mit Frau und Tochter, ebenso wie seine Mutter, Lilly, nach Amerika ausgewandert.
Ein Eintrag, der viele Fragen aufwirft.
Auf ancestry.com hat ein Hans Pitsch aus Ohio, höchstwahrscheinlich der im Ortssippenbuch genannte Sohn, oder evtl. dessen Sohn, also der Enkel von Friedrich, eine Reihe von Dokumenten hinterlegt. Ich habe Hans Pitsch kontaktiert, bisher aber leider (noch) keine Antwort erhalten.
Das interessanteste Dokument ist der Nachruf auf Friedrich Pitsch, laut Angabe aus den Basler Nachrichten :
Dr. Pitsch war, als er starb nicht mehr länger Hausarzt, sondern mittlerweile Leiter der Gesundheitsabteilung im badischen Innenministerium und Regierungsmedizinaldirektor!
Sein Vater, der aus Pommern stammende Oberregierungsrat, war Vorsteher des Badischen Bahnhofs in Basel.
Dr. Pitsch war Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten. Das stellt seine Diagnose bei Katharina (Cervixkatarrh) wieder in einem anderen Licht dar.
In Basel machte Pitsch nicht nur seinen Facharzt, sondern anschließend bei C.G. Jung auch ein zusätzliches psychologisches Studium. Und auch mit Albert Schweizer war er bekannt!
Nach 1945 baute Dr. Pitsch das badische Gesundheitswesen (neu) auf und nahm als Funktionär auch an der Zeremonie zur Aufnahme der Bundesrepublik Deutschland in die WHO teil.
Hans Pitch hat auch die Todesanzeige hochgeladen:
Dr. Pitsch war demnach wieder verheiratet, nachdem seine erste Frau Lilly (s.o.), nach Amerika ausgewandert war.
Im Gemeindearchiv Grenzach habe ich weitere Unterlagen gefunden. In den Dokumenten des Bürgermeisters (1952 war das laut Wikipedia Jakob Ewelshäuser) ist ebenfalls die Todesanzeige überliefert:
Bürgermeister Ewelshäuser und Dr. Pitsch waren offenbar alte Freunde – nicht nur ist sein Kondolenzbrief im Gemeindearchiv überliefert, sondern auch Neujahrsgrüße zum Jahreswechsel 1950/51 (Dr. Pitsch sandte ein Gedicht auf Alemannisch).
Weiterhin gibt es im Landesarchiv Baden-Württemberg Unterlagen zu Friedrich Pitsch, die ich angefordert habe. Diese Geschichte ist noch nicht zu Ende erzählt.
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