Nach Grenzach

Zur Jahreswende 1934/35 wurde Ernst Maier als Zollgrenzangestellter nach Grenzach versetzt. 

In diesem Post befasse ich mich mit Grenzach ganz allgemein und 1934/35. Es sollen Einträge zum Zoll als Institution und seiner Bedeutung in der Region damals und heute und zu Ernst Maiers Karriere folgen.

Allgemein:

Grenzach-Wyhlen, wie der Ort heute seit dem Zusammenschluss zweier benachbarter Ortschaften im Zuge der Gemeindereform in Baden-Württemberg 1975 heißt, ist die am südlichsten gelegene Gemeinde Baden-Württembergs und mein Heimatort.

Dass Ernst Maier, der Vater meines Großvaters väterlicherseits, dort eine zeitlang gelebt und eine Grenzacherin geheiratet hat, ist insofern ein Familien-Zufall, da die Familie meines Großvaters mütterlicherseits seit vermutlich Jahrhunderten in Grenzach beheimatet ist. 

Das Wappen von Grenzach bis 1975

Grenzstein mit Hexagramm (Winzerstern), darüber Rebmesser, beidseitig umrankt von Weinreben.  (Wikipedia)

In Grenzach wurde und wird auch immer noch Wein angebaut. Wer es genauer wissen will, dem sei ein Artikel aus der Badischen Zeitung (BZ) vom 21.04.2016 (Autor: Erhard Richter) empfohlen. Darin erfährt man u.a., dass sich die Rebfläche von 1882 bis 1926 von 61,5 ha auf 30,5 ha [verminderte]. Von 1950 bis 1975 nahm die Zahl der Rebbesitzer von rund 150 auf gerade noch sieben ab, was vor allem mit einer regen Bautätigkeit im Rebgebiet zusammenhing.

Es gibt auch heute noch Weinberge, die das Ortsbild gestalten:

Bilder aus Grenzach 1934/35:

1934 erhielt Grenzach ein Rhein-Strandbad, das einen Hauch von Moderne ins Dorf brachte (alle folgenden Bilder habe ich auf der Seite ZeitzeugenGW gefunden).

Was man hier nur erahnen kann – die über dem Gebäude aufragende Hakenkreuzfahne – ist auf Bildern vom Maiumzug 1935 eindeutig zu erkennen:

Und auch die SA marschierte durch Grenzach (undatiert):

Zur Topographie:

Grenzach ist an drei Seiten von Schweiz umgeben, auf einer Seite sogar durch den Rhein. Als Kind fand ich das Wort „Zollgrenzbezirk“ immer lustig, aber das ist der Ort im wahrsten Sinne, die Grenze ist hier eigentlich überall. Ein guter Ort um Zöllner zu sein.

Einen Großteil des heutigen Ortes gab es 1934/35 noch nicht, im Prinzip bestand Grenzach aus dem Ortskern und ein paar Fischerhäusern am Rhein. Ernst Maier gibt 1935 als Adresse die Hauptstraße 3 an, von wo aus man heute zu Fuß etwa eine halbe Stunde bis zum Grenzposten am „Hörnli“ braucht.

Die anderen Grenzen rings um den Ort sind sog. „Grüne Grenze“, d.h. sie verlaufen mitten durch Wald und Felder. Auch diese wurde überwacht.

Aus der BZ vom 18.05.2016

Erst seit 1914 werden an Grenzen auch Menschen kontrolliert und damit auch grüne Grenzen für den Schmuggel interessant. Die Eiserne Hand, ein auf Schweizer Hoheitsgebiet liegendes Landstück, das fingerförmig nach Deutschland hineinragt, war stets dem Wandel unterworfen. Mit Stacheldraht machten die Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg die Landesgrenze undurchlässig: von Weil am Rhein über den Tüllinger hinunter zu Wiese, wieder hinauf auf den Maienbühl und über Inzlingen bis nach Grenzach. Die einzige Lücke war auf dem Maienbühl, entlang des Maienbühlhofes. Deshalb spielte dieser für politische Flüchtlinge bald eine besondere Rolle. Doch die Schweizer kontrollierten diese Grenze schon bald ebenso wie jene am Badischen Bahnhof in Basel und schickten Flüchtlinge zurück.

https://www.zeitzeugengw.de/HTML_Historisches/EiserneHand.html

Beim nächsten Mal: Wie „funktionierte“ der Zoll ca. 1935?


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